Schwester Benedikta ist selber erstaunt, wie schnell sie sich in der Verenaschlucht «däheime» fühlt. Erst Anfang Juli ist sie in die Klause eingezogen. «Ich bin hierher gekommen, wie wenn ich schon lange hier gewohnt hätte.»
Seit dem 1. Juli ist die Bernerin neue Einsiedlerin in der Verenaschlucht. Der Bürgerrat von Solothurn, der für die Einsiedelei zuständig ist, hatte sie aus 119 Bewerbungen ausgewählt. «Gott wollte mich hier haben», sagt Benedikta dazu. «Ich hätte es jedem anderen auch gegönnt.»
Schwester Benedikta ist 51 Jahre alt. Sie trägt den Schleier erst seit 4 Jahren. Zuvor führte sie, wie sie selber sagt, «ein bürgerliches Leben.» Die gelernte Kleinkindererzieherin zog vier Kinder gross und bot Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lenbenssituationen im Kanton Bern ein offenes Haus.
Der Glaube spielte in ihrem Leben immer eine Rolle. «In der Sonntagsschule fing alles an», erzählt sie, «als ich mit 13 ein Buch über Niklaus von Flüh las, war ich fasziniert».
Nach vielen Gesprächen und teils hartem Ringen legte Benedikta 2014 ihr bürgerliches Leben endgültig ab und den Schleier an. Sie gelobte Armut, Gehorsam und Keuschheit. Die einst reformierte Ehefrau ist nun eine geschiedene Eremitin.
«Ich bin Einsiedlerin – nicht Polizistin»
In der Einsiedelei ist Schwester Benedikta für die beiden Kapellen und die Klause mit Garten verantwortlich. Sie schaut zum Rechten, wischt den Boden, füllt Kerzen auf – und ermahnt Leute, die sich nicht an die Regeln der Verenaschlucht halten. Die beispielsweise ihre Hunde nicht an der Leine führen oder trotz Fahrverbot Velo fahren.
Dabei hofft sie auf Einsicht. «Ich bitte die Leute, die Verbote einzuhalten und hoffe, dass sie sich danach richten», sagt Benedikta. «Ich bin aber keine Polizistin, die das durchsetzt. Ich bin Einsiedlerin.»
Ein offenes Ohr für alle, will Schwester Benedikta haben. Bereits hat sie damit angefangen, öffentlich ihre Gebetsgesänge abzuhalten. Sie wirkt ruhig und gelassen, geerdet scheint sie zu sein und sehr herzlich. Die neue Berner Einsiedlerin, die in der kleinen Klause «Gemüt und Geborgenheit» spürt und sich der Gegenwart Gottes in der Einsiedelei erfreut.