«Schlimmer könnte es gar nicht sein», erklärt Daniel Kaegi. Der Intendant des Theater und Orchester Biel Solothurn (Tobs) ist doppelt unzufrieden mit der Bieler Stadtregierung: Weil diese für das Sinfonie Orchester Biel Solothurn (Sobs) künftig weniger Geld geben will und weil die Betroffenen nicht vorgängig informiert wurden.
Kritik von Solothurns Stadtpräsident
Jährlich zahlt Biel 4 Millionen Franken und will mittelfristig 360'000 weniger bezahlen. Das schreibt die "Solothurner Zeitung". Grund für die Kürzung: Die Stadt muss sparen. Solothurns Stadtpräsident Kurt Fluri findet dieses Vorgehen in der Zeitung «total falsch».
Auch Fluri wurde erst auf eigenes Nachfragen von der Stadt Biel über die geplante Kürzung informiert. Fraglich ist, ob dieses Vorgehen überhaupt möglich ist. Laut dem Vertrag unter den Geldgebern von Tobs sind die einzelnen Beträge nämlich klar definiert:
- Biel: 3,9 Millionen Franken
- Solothurn: 3,1 Millionen Franken
- Kanton Bern: 3,1 Millionen Franken
- Regionale Kulturkonferenz Biel: 798'000 Franken
Im Vertrag steht nichts darüber, ob einer der vier Träger und Geldgeber von sich aus den Betrag kürzen kann. Dort steht lediglich: «Die Finanzierungsträger bezahlen für die vererinbarten Leistungen eine pauschale, jährliche Abgeltung in der Höhe von 11‘094'452 Franken unter Berücksichtigung der Teuerung und des Lohnanstiegs.»
Folgen weitere Beitrags-Kürzungen?
Intendant Kaegi fürchtet nun, dass die übrigen drei Geldgeber dem Beispiel der Stadt Biel folgen werden und ebenfalls weniger Geld zahlen. Das werde gar automatisch geschehen, glaubt Dieter Kaegi.
Davon steht jedoch nichts im Vertrag. Wie Kurt Fluri diese Befürchtungen einschätzt, ist offen. Der Solothurner Stadtpräsident weilt derzeit in den Ferien und war deshalb nicht zu erreichen.
Falls das Bieler Stadtparlament tatsächlich dem Antrag der Stadtregierung folgt und den Beitrag kürzt, werde dies weitreichende Folgen haben, so Kaegi. Ein ständiges Orchester mit festen Musikern, also ein Berufsorchester, werde es dann nicht mehr geben. Übrig bleibe dann wohl ein Orchester, welches für gewissen Projekte jeweils zusammen gestellt werde.
Das hat Auswirkungen auf die Qualität des Orchesters und auf den ganzen Betrieb.
Ohne Berufsorchester werde es beispielsweise keine Konzerte mehr in den beiden Theatern Biel und Solothurn mehr geben. Auch das Repertoire an Opern werde dadurch sehr stark eingeschränkt.
Weniger Einnahmen befürchtet
Gastauftritte in anderen Schweizer Städten sieht Dieter Kaegi ebenfalls nicht mehr. Und Zusatzaufführungen für Senioren oder Junioren, wie das jetzt der Fall sei, würden wohl ebenfalls gestrichen. Der Tobs-Betrieb werde nicht mehr derselbe sein wie vorher. «Der Betrieb ist hochgradig gefärdet, weil es Einnahmeverluste geben wird, wenn man weniger Aufführungen machen kann.»
Am 22. April diskutieren die Stadtregierung und das Stadtparlament von Biel über die geplanten Sparmassnahmen. Diese umfassen mehrere Bereiche und laufen unter dem Motto «2016+». Dann wird entschieden, was mit dem Beitrag an das Sinfonie Orchester Biel Solothurn in Zukunft passiert.