Der Spareifer der Aargauer Regierung treibt zuweilen komische Blüten. Aus Sorge um die Kantonsfinanzen wollte die Regierung den bis zu 50 Jubilarinnen und Jubilaren, die den 100. Geburtstag feiern, nicht mehr gratulieren. 10'000 Franken hätte der Kanton so sparen können.
Der Grosse Rat machte dem Regierungsrat nun allerdings einen dicken Strich durch die Rechnung. Bei der Marathonberatung zum Budget 2017 am Dienstag beschloss das Parlament knapp, auf die Abschaffung der farbenfrohen Blumensträusse zu verzichten. Der Entscheid fiel mit 65 zu 61 Stimmen.
Es ist wirklich eine doofe Massnahme
Ein Grossrat der GLP stellte den Antrag, die Tradition fortzuführen. Die Sparmassnahme sei «absolut unsinnig und armselig», sagte er. Um etwas Werbung in eigener Sache zu machen, offerierte die Kleinpartei, dem Staat für die Blumensträusse im kommenden Jahr 3000 Franken zu spenden.
«Es ist wirklich eine doofe Massnahme», gestand Frau Landammann Susanne Hochuli (Grüne) im Grossen Rat ein. Aber man müsse Möglichkeiten suchen, um die Staatsfinanzen zu entlasten. Der Verzicht auf das Gratulationsschreiben sei nicht so schlimm. Die Leute im Altersheim hätten ohnehin lieber ein Gespräch als einen Blumenstrauss, gab die abtretende Gesundheitsdirektorin zu Protokoll.
6 Stellenprozente
Der Regierungsrat hatte genau ausgerechnet, dass mit dem Verzicht auf die Gratulationen rund sechs Stellenprozente und Sachkosten in der Höhe von 3000 Franken eingespart werden könnten. Auch neun andere, von der Grösse vergleichbare Kantone (darunter Bern, Zürich und Luzern) würden ebenfalls keine Gratulationen mehr kennen.
Nun muss die Aargauer Staatskanzlei weiterhin viel koordinieren, um die Blumensträusse an Personen verteilen zu lassen, die den 100., 105. oder den 110. Geburtstag feiern. «Die Staatskanzlei koordiniert den Prozess, macht eine Jahresplanung, nimmt in jedem einzelnen Fall Rücksprache mit den Gemeinden, erstellt und verschickt das Gratulationsschreiben und organisiert den Blumenstrauss», heisst es in einem Bericht des Regierungsrats.