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Kinder und Jugendliche auf Skipiste
Legende: Der Ski-Nachwuchs aus dem Mittelland hat es nicht einfach und nimmt für den Sport viel Aufwand auf sich. zvg: Aargauer Ski Team

Aargauer Exoten im Skisport «Ein nächster Urs Lehmann ist nicht in Sicht»

Am Sonntag fand die 4. Aargauer Ski-Meisterschaft statt, doch die Begeisterung für Skirennsport im Mittelland sinkt. Ein internationaler Erfolg – wie ihn vor 25 Jahren Urs Lehmann feierte – dürfte dem Aargau nicht in Bälde beschert sein.

Seit knapp über 30 Jahre gibt es im Aargau ein Skiteam (AST). Gegründet wurde es von enthusiastischen Skifahrern aus der Region. Gemäss Satzung soll das Team den Nachwuchs im Aargauer Skirennsport fördern. Mittlerweile kämpfe das Aargauer Skiteam aber mit Nachwuchsproblemen, wie sein Präsident Martin Süss im Gespräch mit Radio SRF erzählt.

SRF: Martin Süss, Präsident des Aargauer Ski Teams, wie steht es um das Interesse nach Ski-Rennsport im Aargau?

Martin Süss: Wir stellen fest, dass in den letzten Jahren die Anzahl Athleten rückläufig ist. Wir konnten aber auch gerade auf diese Saison wieder drei bis vier neue Athleten gewinnen, wir können uns also über Wasser halten. Aber wir stellen halt schon fest, dass die Teilnehmerzahlen rückläufig sind. Womit das zusammenhängt ist schwer zu sagen.

Zum Beispiel weil der Aargau ein Flachlandkanton ist, wo es schwer ist Jugendliche für den Ski-Rennsport zu begeistert?

Ja, das ist sicher ein Punkt. Ein anderer ist, dass der Ski-Rennsport viel Zeit braucht, es braucht Engagement der Kinder und der Erwachsenen, weil es auch von Material und Finanzen her eine aufwändige Angelegenheit ist.

Kind beim Skitraining
Legende: Der nächste Urs Lehmann? Einer der wenigen Aargauer Nachwuchsskifahrer beim Training. zvg: Aargauer Ski Team

Es braucht also einiges an Biss, um hier dabeizubleiben?

Das ist so. Die Jugendlichen müssen am Wochenende manchmal schon um fünf Uhr aufstehen, müssen ins Skigebiet fahren, sind den ganzen Tag dort und am Abend wieder nach Hause. Dann heisst es vielleicht auch noch Aufgaben machen für die Schule am Montag. Das kann lange Tage geben.

Ich stelle mir vor, dass die paar Jugendlichen, die ernsthaft Interesse am Ski-Rennsport haben, auch direkt in einen Skiclub in einer Bergregion gehen und nicht ins Aargauer Ski Team?

Diese Beispiele gibt es. Wenn Eltern seit Jahren in ein bestimmtes Gebiet fahren im Winter, dann meldet man eventuell auch die Kinder gleich in den dortigen Gebieten an, das haben wir schon öfters festgestellt.

Beim Stichwort Aargau und Skifahren kommt vielen Leuten wohl noch der Name Urs Lehmann in den Sinn. Der Aargauer gewann 1993 eine Goldmedaille bei der Ski-WM. Kann man sich im Mittelland wohl schon bald wieder über so einen Erfolg freuen?

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Ich würde es gerne hoffen, aber ohne jemanden zu nahe treten zu wollen: Zur Zeit sehe ich aus Aargauer Sicht keinen Athleten, der dieses Potential hat. Allerdings können sich die Jugendlichen ja auch noch entwickeln. Die Athleten im Alter von 12 bis 16 Jahren haben noch einiges an Entwicklungspotential. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn es einem Athleten mal wieder in den Weltcup reichen würde.

Martin Süss, letztes Jahr feierte das Aargauer Ski Team 30 Jahre Jubiläum. Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Zukunft des Teams, wird es auch ein 40- oder 50-Jahre Jubiläum geben?

Ich hoffe sehr, dass wir uns weiter über Wasser halten können. Es wird schwierig sein, weil wir effektiv sinkende Athletenzahlen haben. Aber wir bringen doch jedes Jahr um die drei Athleten neu ins Kader. Es würde mich sehr freuen, wenn wir das weiter fortsetzen können. Und obwohl wir vielleicht Exoten sind im Aargau würde es weh tun, wenn wir das Aargauer Ski Team verlieren würden.

Das Gespräch führte Stefan Brand

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