Funde aus der Römerzeit oder geheimnisvolle Skelette – solche Funde machen regelmässig Schlagzeilen. Die Archäologie ist eine faszinierende Disziplin. Doch sie ist in der Regel von Fachleuten besetzt. Einfach so in der Erde buddeln, das geht nicht und kann auch gefährlich sein.
Doch jetzt willl die Kantonsarchäolgie Aargau Interessierten die Möglichkeit geben, an richtigen Grabungen mitzumachen. Wie Thomas Pauli, Kulturchef des Kantons Aargau, am Samstag an einer Tagung in Aarau sagte, erhalten ab August auf echten Notgrabungen Freiwillige einen «Crashkurs» in Archäologie.
Dann kommen sie auf eine Liste und stehen dem Kanton bei Grabungen zur Verfügung. Befürchtungen, der Kanton suche so einfach billiges Hilfspersonal für die Kantonsarchäologie zerstreut Thomas Pauli: «Es ist ganz klar keine versteckte Sparübung. Wie wollen das reiche Kulturgut des Aargaus näher zu den Leuten bringen.»
Pauli kündigte das Freiwilligen-Programm der Kantonsarchäologie am 3. Aargauer Kulturforum an. Dieses fand am Samstag im KiFF statt. Es ging darum, das Kulturkonzept 2017–2022 zu konkretisieren. Am Forum nahmen gegen 150 Kulturschaffende teil. SRF unterhielt sich mit Thomas Pauli über die Ziele des Kulturkonzepts:
Im Kulturkonzept ist als eines der wichtigsten Ziel aufgeführt, dass es mehr Kooperationen geben soll unter Kulturinstitutionen. Können Sie ein Beispiel nennen?
Thomas Pauli: Ein Kulturbereich, der meist im Schatten steht, sind die 90 Bibliotheken im Aargau. Zu Unrecht, denn diese leisten einen wichtigen Beitrag für die Kultur in den Gemeinden. Der Kanton will das unterstützen, gerade auch im digitalen Wandel, der die Bibliotheken enorm fordert. 2017 haben wir Gelder gesprochen, damit Bibliotheken untereinander Best-Practice-Beispiele in diesem Prozess austauschen können.
Im Konzept steht auch, dass man «Potenziale» aktivieren soll. Ein solches Potenzial ist die alte Reithalle in Aarau, die rein durch ihre Grösse Neues ermöglicht. Gibt es denn noch andere Perlen dieser Art zu entdecken?
Für mich noch ganz klar eine unentdeckte Perle ist das jüdisch-christlich Kulturerbe in Endingen und Lengnau. Da gibt es seit letztem Jahr einen Verein, der dieses Erbe aktivieren will, der zeigen will, was damals mit Juden und Christen passierte. Es sind hochspannende Themen, aktuell auch heute, z. B. der Umgang mit Minderheiten und Toleranz. Dieses Projekt hat grosses Potenzial nicht nur für den Aargau, sondern für die ganze Schweiz.
2018 ist das europäische Jahr des Kulturerbes. Was plant hier der Kanton Aargau, um der Kultur noch mehr Gehör zu verschaffen?
Wir nutzen dieses Jahr, um der Bevölkerung neue Zuänge zum nicht so bekannten Kulturerbe zu eröffnen. Es gibt vieles, das die Leute gar nicht kennen, weil man auch keinen Zugang hat dazu. Aber die Denkmalpflege wird Villen öffnen, die in Privatbesitz sind. Zum Beispiel kann man Ende Februar das Amtshaus der Äbte von Muri öffnen. Das ist nicht in Muri, sondern in Bremgarten.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich