Wer in der alten Post im Weisstannental ein staubiges Ortsmuseum erwartet, der liegt weit daneben. Die Abgelegenheit täuscht, denn «Post ab!» ist ein vielseitiges Projekt, bestehend aus einem Museum, Gastronomie, Erlebniskursen und Kulturanlässen.
Das St. Galler Weisstannental liegt abgelegen, oberhalb von Mels, eingebettet zwischen hohen Bergen an der Grenze zum Kanton Glarus. Vor 20 Jahren wurde die Stiftung Erlebnis Weisstannental gegründet mit dem Ziel, das Tal zu beleben.
Museum ohne Text
Das Bijou des Museums «Post ab!» ist der Estrich. Hier werden in einer aufwändigen Audio- und Video-Show mit diversen Effekten Geschichten aus dem Weisstannental erzählt: Von Auswanderern, Jägern oder Hexensagen.
Die Besucher nehmen für die halbstündige Vorführung auf Biedermeiersofas Platz. In den unteren Stockwerken werden die einzelnen Themen in jeweils einem separaten Raum thematisiert. Das Ziel ist auch hier das Erlebnis für die Besucher, möglichst ohne Lesen.
Wer eine Geschichte hören will, wie beispielsweise jene der Auswanderer im 19. Jahrhundert, der leiht beim Empfang ein Tablet aus, hält die Kamera auf eines der Bilder und hört automatisch eine Geschichte.
Nebst historischen Begebenheiten erhält die vielfältige Natur im Weisstannental einen prominenten Platz im Museum. Einige der Exponate dürfen angefasst werden.
Die Kisten zur Auswilderung und Wiederansiedlung der Steinböcke aus dem Tierpark Peter und Paul wurden nachgebaut. Für die Renovation, Sanierung und Einrichtung der Alten Post wurden 1,5 Millionen Franken investiert.
Das Antike Grammophon darf nur vom Personal bedient werden. Die Stiftungsratspräsidentin Agnes Schneider hat Übung darin, wie stark sie das Grammophon aufziehen muss.
Kräuterkunde als Erlebnis
Auch das Thema Hexen und Magie erhält einen Raum im Museum. Allerdings fokussiert «Post ab!» stark auf das Wissen zu Kräutern und Heilkunde, welches diese Frauen hatten. Im Garten hinter dem Haus werden Kräuter angebaut und anschliessend zu Tee, Salben oder Seifen verarbeitet. Das Wissen wird auch in Kursen weitergegeben.
In der Gaststube werden ausschliesslich selbstgemachte, traditionelle Gerichte serviert. Zudem gibt es hier jeden Monat einen Kulturanlass oder auch private Anlässe. In den Wintermonaten bleiben das Museum und die Gaststube geschlossen.
(SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr)