Das halbrunde, weisse Ballondach soll jeweils von Oktober bis April das Freibad überdecken. Am höchsten Punkt würde es zehn Meter in den Himmel ragen. Als Provisorium ist es geplant für zehn bis fünfzehn Jahre. Kostenpunkt: 2,3 Millionen Franken. So weit die Fakten. Umstritten ist der Punkt der Umweltverträglichkeit. Ein Schlagabtausch zwischen Grünen und Grünliberalen.
Wir haben ein sehr grosses Luxusbedürfnis.
Die Ökologie
Der Präsident der Winterthurer Grünen, Reto Diener, nennt die Traglufthalle eine Energieschleuder. Die Halle würde vier Mal mehr Energie verbrauchen als ein modernes Hallenbad. Oder in einem Winter so viel wie gut zweihundert Einfamilienhäuser, rechnet Diener vor: «Man spricht vielerorts vom Klimanotstand und will den CO2-Austoss reduzieren. Da steht dieses Projekt schräg in der Landschaft.»
Die andere Partei mit Grün im Namen widerspricht. Annetta Steiner, Präsidentin der Winterthurer Grünliberalen, verteidigt die Idee. Aus ökologischer Sicht sei die Halle zwar nicht optimal, aber vertretbar: «Sie wird mit Fernwärme beheizt. Zwar nicht klimaneutral, aber da es als Provisorium vorgesehen ist, können wir dahinterstehen.» Rund die Hälfte der Wärme für das Aufheizen der Halle käme aus Fernwärme, die andere Hälfte aus fossilen Energiequellen.
Viele Drittklässler lernen nicht mehr schwimmen.
Das Platzproblem
Auch wenn die Traglufthalle also alles andere als CO2-neutral wäre, befürwortet die GLP das Projekt. Vor allem darum, weil in Winterthur schlicht und einfach der Platz fehle um im Winter schwimmen zu können, so Annetta Steiner: «Schon nur für das Schulschwimmen ist es wichtig. Wir erfüllen die Pflicht nicht mehr, dass alle Kinder Ende der dritten Klasse schwimmen können.» Aber auch für Privatpersonen sei es viel zu eng, weshalb viele nach Frauenfeld ausweichen würden, so Annetta Steiner weiter. «Dahin fahren viele nota bene mit dem Auto.»
Das Platzproblem stellt auch Reto Diener nicht in Abrede. Der Präsident der Grünen setzt aber andere Prioritäten: «Für uns ist die Natur wichtiger als der Sport. Im Winter kann man ja auch anderweitig Sport treiben als zu schwimmen.» Es lasse sich schlecht mit dem Klimaschutz vereinbaren, wenn man jedes Luxusbedürfnis erfülle.
Die Quartierverträglichkeit
Uneinigkeit herrscht zwischen den Parteien auch bezüglich der Architektonik. Für Reto Diener von den Grünen verschandelt die Halle ein Quartier mit vielen denkmalgeschützten Häusern und zahlreichen Bäumen: «Dieser weisse Ballon ist dermassen hässlich. Ich kann verstehen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner sich daran stossen.»
Einen Augenschmaus findet auch Annetta Steiner die Halle nicht. Die Haltung der Gegner findet sie jedoch übertrieben: «Der Ballon steht nur im Winter. Also in jener Zeit, in der man wenig Zeit auf dem Balkon verbringt.» Einmal mehr sagt die Grünliberale, das sei nicht optimal, aber vertretbar.