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Die politische Kontroverse um kommerzielle Apartments in Luzern.
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 23.02.2023. Bild: Keystone/Friso Gentsch
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Abstimmung Stadt Luzern Strenge Regeln für Airbnb-Wohnungen?

Die Luzerner Stimmbevölkerung entscheidet darüber, ob und wie sie kommerzielle Ferienwohnungen einschränken soll.

Eine Ferienwohnung unkompliziert via App oder Internet buchen, das kann man auf Plattformen wie Airbnb. Und dieses Geschäft läuft gut. Zu gut, findet die Stadtluzerner SP. Sie kritisiert, dass solche Ferienwohnungen die einheimische Bevölkerung verdrängten.

SP will kommerzielle Angebote unterbinden

«Mit kommerziellen Angeboten kann man viel mehr Rendite generieren», sagt Mario Stübi, SP-Stadtparlamentarier und Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands in der Region. Es gebe einige Beispiele in der Stadt Luzern von ganzen Häusern, wo die Leute ihre Wohnungen verlassen mussten, und die dann in Business-Apartments umgebaut wurden.

Hauseingang eines alten Gebäudes in der Luzerner Innenstadt – mit nummerierten Klingeln für Apartments.
Legende: Hauseingang eines alten Gebäudes in der Luzerner Innenstadt: Hier dienen alle Wohnungen als kommerzielle Ferienwohnungen. SRF/Beat Vogt

Damit solche Fälle künftig nicht mehr möglich wären, hat die SP zusammen mit dem Mieterinnen- und Mieterverband und dem alternativen Wohneigentümerverband Casafair eine Initiative lanciert. Diese verlangt, dass Wohnungen nur noch an höchstens 90 Tagen im Jahr als Ferien- oder Business-Wohnungen vermietet werden dürften. Dies bedeutet faktisch ein Verbot von kommerziellen Nutzungen wie Airbnb.

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man nicht staatlich ganze Geschäftsfelder verbieten sollte.
Autor: Marija Bucher Co-Präsidentin FDP Stadt Luzern

Diese Forderung geht allen anderen grossen Parteien in der Stadt Luzern zu weit. «Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man nicht staatlich ganze Geschäftsfelder verbieten sollte», sagt etwa Marija Bucher, Co-Präsidentin der FDP der Stadt Luzern. Ausserdem sei der Druck auf den Wohnungsmarkt nicht so gross, wie es die SP darstelle.

Ausbau von 350 auf 600 Wohnungen möglich

Aktuell sind weniger als ein Prozent der Wohnungen als Kurzzeit-Apartments auf dem Markt: nämlich rund 350 von insgesamt knapp 50'000 Wohnungen. Aber auch die Gegnerinnen und Gegner der Initiative wollen keine ungebremste Zunahme von Ferien- oder Business-Wohnungen. Sie setzen sich deshalb für den Gegenvorschlag ein.

Dieser will Airbnb's mit einer Quote einschränken. In der Innenstadt dürften demnach bis höchstens 1.5 Prozent der Wohnungen als kommerzielle Ferienwohnungen vermietet werden, in den Aussenquartieren bis zu 1 Prozent.

Ferienwohnungen sind besonders beliebt bei Touristinnen und Touristen, die länger in der Stadt bleiben möchten.
Autor: Elias Steiner Co-Präsident Grüne Stadt Luzern

Für diesen Gegenvorschlag sind auch die Grünen, die für einmal nicht gleicher Meinung sind wie die SP. Elias Steiner, Co-Präsident der städtischen Grünen, argumentiert, Ferienwohnungen seien aus ökologischer und sozialer Sicht gut: «Sie sind besonders beliebt bei Touristinnen und Touristen, die länger in der Stadt bleiben möchten. Oder bei solchen, die sich ein Hotel nicht leisten können.»

Es war noch nie günstig, in Luzern oder überhaupt in der Schweiz Ferien zu machen.
Autor: Mario Stübi Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Luzern

Mario Stübi von der SP sieht das anders. Es sei an den Hotels, günstige und attraktive Angebote für nachhaltigen Tourismus zu schaffen, findet er. Und sowieso: «Es war noch nie günstig, in Luzern oder überhaupt in der Schweiz Ferien zu machen.» Das liege nicht an der Art der Unterkunft.

Strasse in der Stadt Luzern mit drei Gebäuden, in denen mehrere Dutzend Apartments eingerichtet sind.
Legende: Strasse in der Stadt Luzern: In den beiden alten Häusern links und im modernen rechts sind mehrere Dutzend kommerzielle Apartments eingerichtet. SRF/Beat Vogt

Initiative oder Gegenvorschlag – oder beides nicht

Der Stadtluzerner Stimmbevölkerung stehen nun also zwei Varianten zur Auswahl, wie sie Airbnb und Co. einschränken können. Die Initiative, die die kommerzielle Nutzung praktisch verunmöglicht, oder der Gegenvorschlag, der eine Obergrenze für die Anzahl Ferienwohnungen festlegt.

Die Stimmenden können auch beide Varianten ablehnen und somit keine Einschränkungen einführen. Für diese Variante spricht sich aber keine der grossen Parteien aus.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 23.02.2023, 17:30 Uhr;

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48 Kommentare

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  • Kommentar von SRF (SRF)
    Liebe Community, wir bedanken uns für die Kommentare zum Thema Ferienwohnungen. Wir wünschen ein schönes Wochenende und grüssen herzlich.
  • Kommentar von Lara Windler  (winlara)
    @SRF: warum wird immer Airbnb (sogar im Titel, und es ist nicht das erste Mal) erwähnt, wo es doch um Vermietung von Ferienwohnungen geht. Es gibt noch x andere Plattformen, wo Ferienwohnungen gemietet werden können, wie Booking, VRBO, eDomizil usw. Sehr oft wird dieselbe Wohnung auch auf verschiedenen Plattformen angeboten. Mir kommt es vor, als ob man schlechte Stimmung ggü. Airbnb machen möchte.
    1. Antwort von SRF News (SRF)
      @winlara, vielen Dank für das wichtige Feedback. Airbnb wird hier als Pars pro toto herangezogen für alle anderen Plattformen. Wir finden Ihren Einwand berechtigt und nehmen gerne den Input auf, in dieser Thematik auch die anderen Anbieter mehr zu berücksichtigen. Vielen Dank und liebe Grüsse, SRF News
    2. Antwort von Anita Rusterholz  (Anita Rusterholz)
      Die Initiative heisst: „Wohnraum schützen - Airbnb & Co. regulieren“. Somit sind mit „Co.“ alle Plattformen eingeschlossen, die Ferienwohnungen anbieten.
  • Kommentar von Anita Rusterholz  (Anita Rusterholz)
    Luzern hat ein linkes und rechtes Ufer. Die Altstadt gehört zum rechten Ufer. Das Neustadtquartier ist sehr attraktiv. Die meisten Häuser dort wurden renoviert. Zum Bahnhof nur 5 Gehminuten. Unzählige, kleinere Läden plus 2 Parkanlagen schmücken das Quartier. Leider wurden dort unzähligen und langjährigen Mietern wegen Airbnb gekündigt. Das soziale Umfeld wegen Airbnb verlieren ist einfach nur schlimm. Ich hoffe sehr, man hört auf den Mieterverband und sie SP. Hoffnung!
  • Kommentar von Markus Kappeler  (markant)
    Es gibt nicht nur Bundesrecht und Verfassung, die mir das Eigentum garantiert, sondern auch ein Menschenrecht auf Eigentum. Eigentum bedeutet, dass ich frei über mein Eigentum verfügen kann, sonst ist es nicht mein Eigentum. Nur in Ausnahmefällen darf das Recht auf Eigentum eingeschränkt werden, nämlich dann wenn ein höheres Rechtsgut tangiert wird. Z.B. darf ich mein Küchenmesser nicht zum grundlosen töten eines Menschen verwenden. Aber über mein Eigentum Entscheide ich.
    1. Antwort von Nora Zahnd  (NoZ)
      Angemessenen Wohnraum zu haben ist effektiv ein Menschenrecht. Somit müssen Wohnungen für die Menschen welche hier leben zu verfügung gestellt werden.
      Und es gibt einige Beispiele aus dem Ausland welche zeigen was passiert wenn nichts unternommen wird extremstes Bsp. dafür ist Venedig.
      Wie wollen sie das Recht auf Wohnen gewähren, wenn in vielenn Städte der CH gegen 10% Wohnungen nur für Touristen sind?
      Klar wir sind noch nicht so weit, die emtwicklung ist jedoch rasant
    2. Antwort von Lara Windler  (winlara)
      @NoZ: und wo ist die Grenze? Wohnraum für Menschen, die hier leben… denen wird aber grad in der Gemeinde Seegräben (siehe anderer Artikel in SRF) die Wohnung gekündigt, damit Flüchtlinge untergebracht werden können. Komische Welt.