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Klares Nein Bundesrat: Tierversuchsinitiative schadet der Schweiz

  • Der Bundesrat hat an der Medienkonferenz seine Argumente gegen die Volksinitiative zum Verbot von Tier- und Menschenversuchen dargelegt.
  • Er kommt zum Schluss, dass die Tierversuchsinitiative zu weit gehe und der Schweiz schade.
  • Denn bei Annahme der Initiative befürchtet der Bundesrat, dass die Schweiz in Sachen medizinischem Forstschritt im weltweiten Vergleich abgeschnitten werde.

Die Initiative mit ihrem absoluten Verbot von Tierversuchen hätte massive Konsequenzen für die Schweiz, sagt Gesundheitsminister Alain Berset. Nicht nur der Forschungs- und Entwicklungsstandort würden dadurch eingeschränkt, sondern auch der Wirtschaftsstandort Schweiz würde geschwächt werden.

Zudem könnten «viele Medikamente nicht mehr in die Schweiz importiert werden», führt Berset weiter aus. «Ein Zugang zu Medikamenten scheint mir eine sehr wichtige Sache.» Aus all diesen Gründen geht die Initiative, wie bereits zuvor dem National- und dem Ständerat, auch dem Bundesrat zu weit.

Tierversuche sollen als Quälerei und Verbrechen gelten

Nach dem Willen des Initiativ-Komitees sollen Tierversuche in der Verfassung als Quälerei und Verbrechen eingestuft und bestraft werden. Bestehende oder neue Produkte, für die Tierversuche durchgeführt werden müssten, dürften weder gehandelt noch ein- oder ausgeführt werden.

Tierversuchsinitiative: Abstimmung am 13. Februar

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Am 13. Februar 2022 entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt». Die Volksinitiative fordert ein bedingungsloses Verbot von Tierversuchen und Forschung am Menschen in der Schweiz.

Das Initiativ-Komitee argumentiert, es sei nicht entschuldbar, wenn nicht-zustimmungsfähige Tiere und Menschen für Experimente missbraucht würden. Kein Tier oder Mensch könne verlässliche Vorhersagen für ein anderes Lebewesen liefern. Die Forscherinnen und Forscher könnten ihre Erkenntnisse auch mit Ansätzen erreichen, welche kein Leid verursachen würden.

Strenges Gesetz in der Schweiz bereits aktiv

Dem hält Bundesrat Berset entgegen, dass die Schweiz schon heute eines der strengsten Gesetze für Tierversuche habe. «Wir sind in der Schweiz nicht in einer schlechten Situation», sagte er weiter.

Ein Tierversuch wird nur gemacht, wenn er absolut notwendig ist – um die Gesundheit von Mensch und Tiere zu verbessern.
Autor: Alain Berset Bundesrat

In den letzten 40 Jahren, hätte die Schweiz sehr viel gemacht, um diese Experimente zu reduzieren. Und er betont mit Nachdruck: «Ein Tierversuch wird nur gemacht, wenn er absolut notwendig ist – um die Gesundheit von Mensch und Tiere zu verbessern.»

Alain Berset im Anzug sitzt hinter einem Rednerpult.
Legende: Die Tierversuchsinitiative geht Alain Berset zu weit: Die Schweiz habe bereits eines der strengsten Gesetze für Tierversuche. Keystone

Zudem will der Bundesrat Tierversuche mit einem neuen Forschungsprogramm reduzieren. Anfang Februar lancierte die Landesregierung das neue nationale Forschungsprogramm «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft». 3R steht dabei für Replacement, Reduction und Refinement. Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt und mit zwanzig Millionen Franken dotiert.

Das steckt hinter den 3-R-Prinzipien

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  • Reduce – Reduktion: Braucht es die Anzahl Tiere für das Forschungsprojekt oder ginge es auch mit weniger?
  • Replace – Alternative: Könnte das Tierexperiment durch eine andere Forschungsmethodik ersetzt werden mit gleicher oder gar besserer Aussage?
  • Refine – Verbesserung: Kann die Belastung des Tieres im Forschungsprojekt selbst reduziert werden, indem ihm weniger Schmerzen hinzufügt werden oder die Tierhaltung verbessert wird?

SRF 4 News, 16.12.21, 15.30 Uhr ; 

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