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Abstimmung zum Medienpaket Onlinemedien in Basel sind sich bei der Medienförderung uneins

Andrea Fopp von «Bajour» sagt Ja, Oliver Sterchi von «Primenews» sagt nein. Ein Streitgespräch.

«Kein Onlinemedium hat bisher genügend Geld für einen umfassenden Lokaljournalismus», sagt Chefredaktorin Andrea Fopp vom Basler Onlinemagazin «Bajour». Das sei sogar auf dem Platz Basel so, wo die Medienvielfalt grösser sei als anderswo. «Niemand hat eine Bundeshausredaktion, die das nationale Geschehen aus Basler Sicht beobachtet», sagt sie. Auch die beiden anderen grossen Player «Basler Zeitung» und «bz Basel» beziehen einen Grossteil der Berichterstattung von ihren Mantelblättern aus Zürich und Aarau. Fopp tritt für ein «Ja» zur Medienförderung ein.

Kein Onlinemodel hat bisher genügend Geld für einen umfassenden Lokaljournalismus.
Autor: Andrea Fopp Co-Chefredaktorin «Bajour»

Dass die Medienvielfalt in seiner Region besonders gross sei, sagt auch Oliver Sterchi vom Basler Onlinemagazin «Primenews». Dieses wurde vor 3.5 Jahren aus der Taufe gehoben und hat – ähnlich wie «Bajour» – Geld für drei Vollzeitstellen.

Wer sind «Primenews» und «Bajour»?

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«Bajour» berichtet über urbane Themen, vor allem aus der Region Basel. Die Plattform hat eine Community aufgebaut, die über Journalismus hinaus aktiv werden kann (zB während der Pandemie, wo sich die Mitglieder austauschen und gegenseitig helfen konnten.)
Auch bei «Primenews» geht’s vorwiegend um regionale Themen. Oft werden aktuelle politische Schwerpunkte aufgearbeitet und analysiert.

Anders als Fopp bekämpft Sterchi die Medienförderung aber. Zum einen kritisiert er, dass nur Onlinemedien mit einem Abo-System in den Genuss von Fördergeldern kommen können. Das «Primenews»-Modell mit einer Schranke, wo Leserinnen und Leser entscheiden müssen, ob sie einen Werbeclip sehen oder Geld bezahlen, bevor der Artikel freigeschaltet wird, werde benachteiligt. Dies, weil der Bundesrat und Parlament mit der neuen Förderung Abomodelle bevorzugen würden.

Zudem stört Sterchi, dass Fördergelder längst nicht nur an kleinere Medien, sondern auch an grosse Zeitungs-Verlage gehen. Die grossen Verlage hätten sich zuvor «selbst kannibalisiert», indem sie das lukrative Anzeigengeschäft auslagerten. Er kritisiere deshalb, dass diese Verlage «jetzt die hohle Hand machen und Steuergelder wollen».

Verlage haben das Anzeigengeschäft ausgelagert, sich so selbst kannibalisiert und jetzt machen sie die hohle Hand und wollen Steuergelder.
Autor: Oliver Sterchi Journalist «Primenews»

Wie die 150 Millionen Franken, die bei der Medienförderung vorgesehen sind, verteilt würden, ist indessen noch nicht klar. Fopp pflichtet Sterchi zwar bei, dass auch grosse Verlage profitieren würden und sagt, auch ihr wäre es lieber, wenn «mehr Geld in zukunftsträchtige Onlinemedien und weniger in Printverlage» fliessen würde. «Aber das Medienpaket ist ein Kompromiss», und da sei es üblich, dass man nicht mit allem ganz zufrieden sei.

Unabhängigkeit nicht in Gefahr

Einig sind sich die beiden Online-Medien-Leute allerdings bei der Beurteilung, ob die Förderung der Medien durch den Staat ihre Unabhängigkeit gefährden würde, wie dies Gegnerinnen und Gegner als Argument gegen die Medienförderung ins Feld führen. «Da wird übertrieben», sagt Sterchi. Er sehe lediglich punktuell Schwierigkeiten: «Zum Beispiel, wenn ich Subventionen an die Landwirtschaft kritisiere und als Medium selber Subventionen erhalte.»

Massnahmenpaket zugunsten der Medien

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Die Förderung, über die am 13. Februar abgestimmt wird, sieht vor, die Medien mit Geld zu unterstützen. Noch ist unklar, wer wie viel bekommt, falls das Gesetz angenommen wird. Klar ist aber, dass die bereits bestehende Förderung der Zustellung von Zeitungen weitergeführt, respektive ausgebaut würde. Der Betrag würde von 30 auf 50 Millionen angehoben. Neu profitieren sollen Onlinemedien mit insgesamt 50 Millionen Franken. Allerdings gilt das nur für jene, die ein Abo- oder Membersystem haben, also von den Leserinnen und Lesern mitfinanziert werden. Als dritte Gruppe profitieren würden lokale Radio- und TV-Stationen, die einen Service-public-Auftrag erfüllen. Sie bekommen bereits seit Mitte der 90er-Jahre Subventionen. Jetzt würden 28 Millionen mehr zur Verfügung stehen. Das Gesetz ist auf sieben Jahre beschränkt.

Regionaljournal Basel, 21. 1. 2022, 17:30 Uhr ; 

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