Für Pro Velo ist der Fall klar: Es gebe nach wie vor viele unsichere Stellen für Velofahrende in der Stadt Luzern. «Wenn Schülerinnen und Schüler vom Maihof an die Kantonsschule fahren wollen, müssen sie teilweise über Strassen fahren, die nicht einmal einen Velostreifen haben», nennt Pro-Velo-Präsidentin Korintha Bärtsch ein Beispiel. «Am Bahnhofplatz müssen sie zudem Spuren queren. Das sind alles gefährliche Orte.»
Eine richtige Velostadt sei Luzern nicht. Noch nicht, wenn es nach der Interessenorganisation geht. Und deshalb hatte sie eine Initiative lanciert, die ein zusammenhängendes Velonetz in Luzern verlangt. Die Initiative hat Pro Velo inzwischen zurückgezogen, zugunsten des Gegenvorschlags der Stadtregierung. Über diesen, der das Grundanliegen der Initiative übernommen und konkretisiert hat, stimmt die Luzerner Bevölkerung am 15. Mai ab.
Dort, wo es möglich ist, sollte man den Verkehr entflechten. Aber die Stadt ist gebaut.
Die Stadt hat im Gegenvorschlag 30 Projekte aufgelistet, wo sie die Veloverbindungen verbessern will. Alle Parteien stehen hinter diesem Ausbau der Velorouten – mit Ausnahme der SVP. Er sei nicht gegen eigene Routen für Velos, sagt der Präsident der SVP-Stadtpartei Dieter Haller. «Dort, wo es möglich ist, sollte man den Verkehr entflechten. Aber die Stadt ist gebaut. Und deshalb ist es leider nicht überall möglich.»
Der SVP ist insbesondere ein Projekt ein Dorn im Auge: Nämlich eine neue Brücke für den Langsamverkehr, die über die Reuss gebaut werden soll – beim Nordpol nahe Emmenbrücke. Das Ziel des Projekts ist es, den Xylophonweg zu entlasten, der auf der linken Reussseite dem Ufer entlangführt und auf dem es häufig ziemlich eng wird. Ein Teil der Velofahrenden soll dank der Brücke künftig auf der anderen Seite fahren.
Mit dem Velostreifen auf der Kantonsstrasse ist das Problem nicht gelöst. Deshalb ist die neue Brücke eine gute Idee.
Für die SVP ist diese Brücke unnötig. Velofahrende könnten auch auf die Kantonsstrasse ausweichen, die parallel zum Xylophonweg verläuft und gerade mit einem Veloweg ausgestattet wurde, sagt Dieter Haller. «Dort hat der Kanton dafür Millionen investiert.» Korintha Bärtsch von Pro Velo überzeugt dieses Argument nicht. Der Velostreifen auf der Kantonsstrasse sei relativ schmal ausgebaut. «Das Problem ist damit nicht gelöst.» Deshalb sei die neue Brücke eine gute Idee.
In der Abstimmungsvorlage macht die Brücke nur einen kleinen Teil aus – mit einem Planungskredit von 2 Millionen Franken. Insgesamt geht es bei der Abstimmung um knapp 20 Millionen, die hauptsächlich dafür vorgesehen sind, die 30 kleineren Ausbauprojekte zu finanzieren.