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Abstimmung Frauenfeld Darf Frauenfeld sein Kulturlokal «Casino» verkaufen?

Die Stadt will das «Casino» verkaufen. Der Widerstand dagegen ist gross. Entscheiden muss deshalb das Stimmvolk.

Die Kultband Züri West, Bandleader Pepe Lienhard oder der Komiker Peach Weber: im Casino in Frauenfeld sind die Grössen des Schweizer Showbusiness alle auf der Bühne gestanden. Das Casino ist für die Thurgauer Hauptstadt das Kulturlokal schlechthin. Bald soll damit Schluss sein. Der Stadtrat will das Casino verkaufen und an einem anderen Ort einen neuen Stadtsaal bauen. Der Widerstand dagegen ist gross.

«Kultur-Lockdown verhindern»

Bei den Gegnern gibt es zwei Lager. Die einen wollen das 70-jährige Kulturlokal sanieren und weiterbetreiben. Das Casino ist nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch brandschutztechnisch veraltet. Die anderen können sich mit einem neuen Stadtsaal als Ersatz für das Casino anfreunden und haben darum eine Petition eingereicht, die einen «Kultur-Lockdown verhindern» will.

Die Petition fordert, das alte Kulturlokal erst zu verkaufen, wenn ein neuer Stadtsaal parat sei. Von dieser Idee hält der Stadtrat wenig. Stadtpräsident Anders Stockholm: «Wir haben dieses Angebot und aus finanzpolitischen Gründen müssen wir das aufnehmen, weil wir die Finanzen für den Neubau brauchen.»

Der Stadtrat behauptet einfach, dass es mit dem Bau am neuen Ort klappt.
Autor: Christoph Regli Gemeinderat (Mitte), Präsident Petitions-Komitee

Die Stadt Frauenfeld hat ein Angebot der Credit Suisse Anlagestiftung. Knapp 14 Millionen Franken würde sie für das Casino bekommen. Dieses Geld bräuchte die Stadt, um die Doppelreithalle in der Stadtkaserne in einen neuen Stadtsaal umzubauen. Kostenpunkt: rund 18 Millionen Franken.

«Der Stadtrat behauptet einfach, dass es mit dem Bau am neuen Ort klappt und darum sei der Verkauf des Casinos nicht schlimm», sagt Gemeinderat Christoph Regli, Präsident des Petition-Komitees. Zwischen dem letzten Kultur-Anlass im Casino und dem ersten Event im neuen Stadtsaal dürfe es keinen Unterbruch geben, fordert die Gegnerschaft.

Dass die Emotionen eine derart starke Rolle spielen, ist eher überraschend.
Autor: Anders Stockholm Frauenfelder Stadtpräsident

Da laufe man beim Stadtrat offene Türen ein, sagt Stadtpräsident Anders Stockholm. Eine Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass die Doppelreithalle für einen neuen Stadtsaal geeignet ist. Die Stadt wolle die Planung rasch vorantreiben, um übergangslos einen neuen Stadtsaal beziehen zu können.

2025 solle mit dem Bau begonnen werden, sodass er 2027 bezugsbereit sei, sagt Stockholm. Für Christoph Regli ist dieser Zeitplan etwas gar sportlich. Er ist skeptisch: «Unter Umständen haben wir das Casino verkauft und dann während Jahrzehnten keinen Stadtsaal.»

Zweifel und Ängste

Die Emotionen im Vorfeld der Abstimmung gehen hoch. Stadtpräsident Stockholm dazu: «Dass die Emotionen eine derart starke Rolle spielen, ist eher überraschend.» Nicht für Christoph Regli: Die ganze Kulturszene befürchte, nicht das Casino zu verlieren, sondern keinen Stadtsaal mehr zu haben.

Darf Frauenfeld sein 70-jähriges Kulturlokal Casino verkaufen? Das Stimmvolk der Thurgauer Hauptstadt entscheidet am 18. Juni.

SRF1 Regionaljournal Ostschweiz, 16.05.2023, 17:30 Uhr ; 

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