Windenergie-Abstimmung - Muttenz sagt Ja zum ersten grossen Windrad der Region Basel

Grünes Licht für 200-Meter-Windrad in Muttenz (BL): Die Sonderzone zwischen A2 und Rangiergleisen kam an der Urne durch.

Am Ende entschieden die Stimmberechtigten mit einer Ja-Mehrheit von 55 Prozent für eine notwendige Änderung der Zonenvorschriften.

Windkraftanlage Hard

Muttenz: Mutation der Zonenvorschriften

• JA

  55.1%

  2'924 Stimmen

• NEIN

  44.9%

  2'381 Stimmen

Vorausgegangen war 2021 ein Nein der Muttenzer Gemeindeversammlung, dann – nach einer Schülerpetition dafür – ein klares Ja beim zweiten Anlauf im Dezember 2022. Doch dagegen kam das Referendum zustande.

Konkret wird in der östlich an die Stadt Basel grenzenden Gemeinde eine «Spezialzone Windenergieanlage» geschaffen. Diese erlaubt den Bau eines Windrades von bis zu 200 Metern Höhe und einer maximalen Leistung von fünf Megawatt. Damit können gemäss Abstimmungsunterlagen rund zehn Prozent der Haushalte der 18’000-Seelen-Gemeinde mit Wind-Strom versorgt werden.

Das geplante Windrad soll neben der Autobahn Basel-Bern/Zürich stehen – diese Visualisierung der Mitwirkungs-Vorlage von 2020 zeigt noch zwei Turbinen.

zVg/Gemeinde Muttenz

Im Abstimmungskampf gingen die Wogen hoch. Die Gegnerinnen und Gegner bezweifelten, dass an diesem Standort in der Rhein-Ebene ausreichend Wind wehe. Unter anderem kritisierten sie das Windrad auch als «Monster»: Es sei so hoch wie der Roche-Turm in Basel und würde das Landschaftsbild verschandeln. Zudem sei Lärm zu befürchten, denn die Anlage liege mit 500 Metern Abstand zu nahe am Siedlungsgebiet.

Das Plakat der Gegnerschaft stellte die Ästhetik in den Vordergrund.

SRF / Roger Lange

Bauen will das Windrad eine Tochter des regionalen Versorgungsunternehmens Primeo Energie. Windmessungen erlauben laut Gemeinde einen rentablen Betrieb. Der Muttenzer Gemeinderat hatte sich für die Anlage ausgesprochen, dies mit Verweis auf den Ausstieg aus der Kernenergie und künftig steigenden Strombedarf. Befürworterinnen und Befürworter hatten auch argumentiert, das Windrad trage zur Versorgung im Winter bei, wenn die Schweiz bisher am meisten Strom importiere. Und Lärm sei neben Autobahn und Rangierbahnhof kaum ein Thema.

Einst Windkraft-Pionier-Kanton

Über neue Windkraftanlagen im Baselbiet wird seit vielen Jahren diskutiert. Beim Oberen Hauenstein-Pass war zwar 1986 auf Baselbieter Boden die erste Windturbine der Schweiz gebaut worden, doch diese ist seit 2019 defekt.

Ein Projekt der Industriellen Werke Basel mit vier modernen Windrädern auf dem Chall ob Röschenz steht in politischem Gegenwind still. Die Elektra Baselland legte ein Projekt mit drei Windrädern auf dem Schleifenberg bei Liestal angesichts damals tiefer Strompreise 2018 auf Eis.

Die jüngsten regionalen Windkraft-Ideen betreffen ebenfalls Muttenz: Die Genossenschaft ADEV hat ins Auge gefasst, im Industriegebiet Schweizerhalle eine Anlage zu erstellen.