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Abstimmungen Kanton Bern Bern sagt Ja zu umstrittenen Umfahrungsstrassen

Die Strassenbauprojekte Aarwangen und Burgdorf-Oberburg-Hasle können gebaut werden. Bei einer Vorlage wurde es knapp.

Verkehrssanierung Aarwangen

Kanton Bern: Baukredit für die Verkehrssanierung Aarwangen

  • JA

    51.7%

    113'119 Stimmen

  • NEIN

    48.3%

    105'638 Stimmen

Verkehrssanierung Burgdorf – Oberburg – Hasle

Kanton Bern: Baukredit für die Verkehrssanierung Burgdorf – Oberburg – Hasle

  • JA

    56.9%

    124'589 Stimmen

  • NEIN

    43.1%

    94'509 Stimmen

Nach jahrzehntelangem Zank ist klar: Die beiden Strassenbauprojekte Aarwangen und Burgdorf-Oberburg-Hasle haben politisch grünes Licht erhalten.

Die Stimmberechtigen nehmen die Verkehrssanierung Emmental mit 56.9 Prozent Ja-Stimmen deutlich an, die Umfahrung von Aarwangen kommt mit 51.7 Prozent eher knapp durch.

Eine lange Autobrücke führt über die Aare und durch grünes Land.
Legende: Eine neue Brücke über die Aare ist Teil der Umfahrung von Aarwangen. Visualisierung Swiss Interactive AG

Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) ist erfreut über das Ergebnis: «Es wird immer schwieriger, dass man Mehrheiten für Strassenbauprojekte findet», sagt er zu SRF. Denn während Behörden sachlich-fachlich argumentieren müssten, könne die Gegnerschaft mit Emotionen arbeiten. Und diese gingen in den letzten Wochen hoch.

Umfahrungsstrassen als Herzstück der Projekte

Denn die Projekte haben es in sich: Im Oberaargau geht es darum, den Ortskern von Aarwangen vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Herzstück des knapp 100 Millionen Franken teuren Projekts in Aarwangen ist eine Umfahrungsstrasse, die über Fruchtfolgeflächen führt.


314 Millionen Franken kostet die Verkehrssanierung im Emmental. Auch hier stehen Umfahrungen im Zentrum. Das Ziel ist ein Ende der vielen Verkehrsstaus in Burgdorf und den zwei Nachbargemeinden Oberburg und Hasle.

Gegen beide Vorlagen hatten Grüne, Linke und Umweltorganisationen das Referendum ergriffen. Diese erleiden eine Niederlage: «Wir sind aus einer sehr schwierigen Position gestartet, weil wir so viele Gegnerinnen und Gegner hatten», sagt Fredy Lindegger, der an vorderster Front gegen das Projekt kämpfte.

Verkehrssanierung
Legende: Die Umfahrungsstrasse führt bei Oberburg in einen Tunnel. Kanton Bern

Seine Parteikollegin Brigitte Hilty-Haller ergänzt: «Die betroffenen Gemeinden leiden tatsächlich unter dem Verkehr. Aber es hätte Alternativen zu den beiden Vorlagen gegeben, die man nicht vertieft geprüft hat.»

Befürworter wie der Oberaargauer FDP-Grossrat Daniel Arn sind erleichtert, dass die Umfahrung in Aarwangen realisiert werden kann. Obschon dort der Umfahrungsstrasse Fruchtfolgeflächen zum Opfer fallen. «Im Vergleich zum Emmental war die Opposition im Oberaargau deutlich grösser, es gab viel mehr Diskussionen», bilanziert Arn.

Gegnerschaft kämpft trotz Ja weiter

Box aufklappen Box zuklappen

Die Gegnerinnen und Gegner der Umfahrungsstrasse Aarwangen geben nach dem Ja des Stimmvolks nicht auf. Zwar sei das Projekt angenommen worden, doch stelle sich die Frage, ob es auch rechtskonform sei. «Bund und Kanton nehmen das Smaragdgebiet Oberaargau nicht ernst», erklärte Kurt Eichenberger, zuständiger Projektleiter des WWF Bern: «Die Umfahrungsstrasse hätte so unserer Ansicht nach gar nicht zur Abstimmung kommen dürfen.»

Erst die hängige Beschwerde von WWF und Pro Natura Bern an den Regierungsrat werde zeigen, ob die Umfahrungsstrasse rechtskonform geplant worden sei – und ob sie gebaut werden könne.

17'000 Fahrzeuge fahren durch Aarwangen

In einem emotionalen Abstimmungskampf gingen zuvor die Wogen hoch: Lärm, Abgase, Stau: Denn Aarwangen (BE) ächzt schon seit Jahren unter dem Verkehrsaufkommen. An Werktagen fahren 17'000 Autos und Lastwagen durch das Oberaargauer Dorf. Tendenz steigend.

Ebenso der Verkehrslawine ausgesetzt sind die Anwohnenden zwischen Hasle, Oberburg und Burgdorf im Emmental. Dort stauen sich die Fahrzeuge und bremsen so auch den ÖV aus.

Die Verliererinnen und Verlierer um den Grünen Fredy Lindegger glauben trotz des doppelten Ja, dass die Zeit für grosse Strassenbauprojekte vorbei ist. «Ob im Grauholz oder Wankdorf: Gerade diese Autobahnausbauten kann man nicht mehr gleich planen wie ursprünglich geplant.» Es finde ein schrittweises Umdenken statt. Die Klimafrage spiele eine immer wichtigere Rolle.

So oder so ist klar: Es wird noch Jahre dauern, bis Autofahrerinnen und Autofahrer von den neuen Umfahrungsstrassen profitieren können. Alleine der Bau der Verkehrssanierung Emmental dauert – wenn alles nach Plan läuft – knapp zehn Jahre.

Zwei weitere Vorlagen

Die Stimmberechtigten des Kantons Bern haben neben den beiden Verkehrsprojekten zwei Verfassungsänderungen zugestimmt. Beide Vorlagen waren in der Parlamentsdebatte einstimmig angenommen worden.

Stellung und Kompetenzen Justizbehörden

Kanton Bern: Änderung der Kantonsverfassung (Stellung und Kompetenzen Justizbehörden)

  • JA

    82.5%

    177'539 Stimmen

  • NEIN

    17.5%

    37'548 Stimmen

Unvereinbarkeitsregeln Mitglieder Grosser Rat

Kanton Bern: Änderung der Kantonsverfassung (Unvereinbarkeitsregeln Mitglieder Grosser Rat)

  • JA

    73.4%

    158'213 Stimmen

  • NEIN

    26.6%

    57'339 Stimmen

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.03.2023, 12:03 Uhr ; 

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