Rund 75'000 Bewohnerinnen und Bewohner zählen die neun Gemeinden Freiburg, Villars-sur-Glâne, Marly, Granges-Paccot, Givisiez, Belfaux, Matran, Avry und Corminboeuf. Bei einer Fusion würde Freiburg damit zur Nummer drei der Westschweiz hinter Genf und Lausanne und zur neuntgrössten Stadt der gesamten Schweiz.
Der Fusionsprozess wird von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung des Oberamtsmannes Carl-Alex Ridoré gesteuert. «Die Leute in diesen Gemeinden gehören schon heute zusammen, sie gehen in der gleichen Stadt einkaufen, sie sind alle bei Gottéron im Stadion», sagt er, «nun gilt es den Schritt der Ehe zu machen». Nur, nicht alle sehen in der Stadt Freiburg eine attraktive Braut.
Angst vor Identitätsverlust
Die Exekutiven der verschiedenen Gemeinden sind gespalten, die Gemeinderäte von Villars-sur-Glâne, Granges-Paccot und Matran empfehlen ihren Bürgerinnen und Bürgern sogar ein Nein. «Wir sind überzeugt, dass bei einer Fusion die Identität der Gemeinde mit ihrem Milizsystem und den Gemeindeversammlungen verloren ginge», sagt Michaël Studer, Gemeinderat von Matran und Mitglied eines Komitees, welches sich für ein Nein einsetzt.
Des Weiteren glaube er, dass die Fusion als zu vorteilhaft dargestellt werde. Zum Beispiel bezüglich Steuerfuss, der in der neuen Gemeinde laut Arbeitsgruppe bei 72 bis 75 Rappen liegen dürfte. «Das ist weniger als der heutige Durchschnitt in den betroffenen Gemeinden», sagt Studer, «und das, obwohl in den nächsten Jahren grosse Ausgaben anstehen. Das kann aus unserer Sicht nicht aufgehen». Studer rechnet eher mit über 80 Rappen.
Diese Kritik weist Carl-Alex Ridoré allerdings entschieden zurück: «Die Gegner streuen Zahlen, ohne konkrete Analysen dazu zu liefern», sagt er. In der Arbeitsgruppe seien dagegen verschiedene Szenarien durchgerechnet worden. «Das kantonale Amt für Gemeinden hat bestätigt, dass die finanziellen Erwartungen realistisch sind.»
Die Angst vor einem Verlust der Identität der einzelnen Gemeinden kann Ridoré nachvollziehen. Dieser werde mit dem aktuellen Fusionsprojekt aber Rechnung getragen. Zwar würden in der geplanten 7-köpfigen Stadtregierung nicht alle Gemeinden einen Vertreter stellen können, im 80-köpfigen Parlament dagegen schon. Und in jeder heutigen Gemeinde soll es in Zukunft einen Quartierverein geben, den die Regierung bei wichtigen Geschäften zwingend anhören muss.