Das Schloss Köniz ist das historische Zentrum der Gemeinde. Die ersten Gebäude wurden vor 1000 Jahren erstellt, heute ist das Areal ein beliebtes Kultur- und Begegnungszentrum. Hier werden Konzerte gespielt und Hochzeiten gefeiert, auch die Musikschule der Gemeinde ist beim Schloss angesiedelt.
Das Areal lebt, doch es besteht Luft nach oben: Einige der historischen Räumlichkeiten sind ungenutzt, weil sie dringend saniert werden müssten. Das Schlossareal symbolisiert ein Stück weit den Zustand der Gemeinde: Es zeigt, dass Köniz in den letzten Jahren finanziell eng dran war.
Köniz ist eine typische Agglomerationsgemeinde. Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner wächst stetig. Im Jahr 2000 lebten noch rund 37'000 Menschen in Köniz, Ende 2020 waren es fast 43'000. Damit steigen auch die Anforderungen an den öffentlichen Verkehr, es braucht neue Schulhäuser.
Seit 2012 im Minus
Seit einer Steuersenkung im Jahr 2012 schreibt die Berner Vorortsgemeinde allerdings rote Zahlen. Dieses Jahr rechnet Köniz mit einem Minus von fast neun Millionen Franken. Die Reserven sind nun aufgebraucht. Saniert Köniz seine Finanzen nicht, wird die Berner Kantonsregierung das Gemeindebudget festlegen, samt Steuerfuss.
Um das zu verhindern, will der Gemeinderat die Steuern für die nächsten sechs Jahre anheben, von einem Steuerfuss von 1.49 auf 1.6. Ein Ehepaar mit zwei Kindern und einem Nettoeinkommen von 120'000 Franken müsste 330 Franken mehr Steuern bezahlen als bisher.
Leistet sich die Gemeinde Köniz denn nicht schlichtweg zu viel, lebt über den eigenen Verhältnissen? Das treffe zu, sagt die amtierende Gemeindepräsidentin Annemarie Berlinger (SP), die erneut kandidiert. «Aber wir müssen uns auch fragen: Weshalb leisten wir uns das?»
Köniz habe in den letzten Jahren das Tagesschulangebot und den öffentlichen Verkehr ausgebaut, auch verfüge die Gemeinde über einen attraktiven Schulsport. «Wenn wir dort weiter sparen, geht es der Gemeinde ans Lebendige». In diesem Sinn habe der Gemeinderat mit dem Vorschlag der befristeten Steuererhöhung seine Verantwortung wahrgenommen.
Anders sieht das Hans-Peter Kohler, seit vier Jahren sitzt der FDP-Politiker im Gemeinderat von Köniz als Vorsteher der Direktion für Bildung und Soziales. Nun fordert er Gemeindepräsidentin Berlinger heraus.
Die Gemeinde habe durchaus Spielraum: «Die Verwaltung kann noch optimiert werden, zudem braucht es eine Wirtschaftsförderung in Köniz.» Diese habe bisher nicht gegriffen, anders sei es nicht zu erklären, dass die Swisscom 2020 rund 1200 Arbeitsplätze vom Businesspark im Liebefeldpark abgezogen habe. Seitdem fehlt Köniz eine wichtige Steuerzahlerin.
Keine grossen Änderungen bei den Finanzen – und dem Schloss
Auch Thomas Brönnimann (GLP), der ebenfalls für das Gemeindepräsidium kandidiert, sieht bei der Wirtschaftsförderung Nachholbedarf. Er kritisiert, dass anstatt einer Doppelturnhalle nur eine Einfachturnhalle gebaut wurde. «Das ist zu kurz gedacht», sagt Brönnimann. «Weil Köniz wächst, hat es immer mehr Kinder – möglich, dass bald Bedarf nach einer weiteren Turnhalle besteht.»
Die Gemeinde Köniz stellt Ende September die Weichen für die politische Zukunft, nebst dem Präsidium wird auch der Gemeinderat und das Gemeindeparlament gewählt. Klar ist: Das Geld wird auch in Zukunft eher knapp sein. Das Schlossareal Köniz – der beliebte Treffpunkt im Zentrum – wird also vorerst bleiben, wie er ist.