Hans-Rudolf Schärer widmete grosse Teile seiner beruflichen Tätigkeit der Ausbildung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern. Deshalb die Frage: Was macht eine gute Lehrerin, einen guten Lehrer aus? «Ein wichtiger Punkt ist die Bereitschaft, auf die Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen tatsächlich einzugehen. Es geht darum, die Kinder ihr eigenes Potenzial entwickeln zu lassen, damit sie ihren eigenen Weg finden.»
Gute Lehrpersonen würden sich dabei stets fragen: «Wie kann ich dieses Kind dort abholen, wo es gerade steht, und was kann ich dazu beitragen, dass es seinen Weg macht?» Dafür brauche es in der Ausbildung den aktuellen Stand der Wissenschaft, der Theorie, aber auch von Beginn weg viel Praxis; sie wecke idealerweise das Interesse an der Theorie.
Den Trank der Theorie geben wir dann, wenn der Durst in der Praxis entstanden ist.
«Bleiben die Studierenden, die wir ausbilden, im Beruf, dann haben sie 40 Jahre als Lehrperson vor sich», gibt Schärer zu bedenken - und in dieser Zeit änderten sich nicht nur die Inhalte der Ausbildung, sondern auch die Umstände, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen.
Deshalb sei es wichtig, dass sich Lehrerinnen und Lehrer auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse aneignen könnten: «Sonst besteht die Gefahr, dass sie auf einem bestimmten Niveau stehen bleiben und sich nicht mehr weiter entwickeln.»
Keine Allrounder mehr - aus Zeitgründen
Schärer war 2001 Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern, welche die Ausbildung an Seminarien ablöste. Damit verbunden war auch ein inhaltlicher Wechsel: Wurden zuvor Allrounder ausgebildet, steht heute die Fachausbildung im Vordergrund.
Schärer bedauert diese Entwicklung zwar, denn für die Primarschule wäre eine Allrounder-Ausbildung eine gute Sache; er gibt aber zu bedenken, dass dafür heute zu wenig Zeit bleibt: «Wir haben nur drei Jahre, um die Primarlehrpersonen auszubilden, und es kamen stetig neue Lerninhalte dazu - also bleibt gar nichts anderes übrig, als eine Fachausbildung.»
«Sparen hat Qualität tangiert, aber nicht beschädigt»
Die Sparmassnahmen des Kantons Luzern hätten zwar durchaus die Qualität der Ausbildung an der PH tangiert, aber nicht nachhaltig beschädigt. Die PH Luzern sei die kostengünstigste aller PHs im Land. Die Ausbildung sei aber nach wie vor gefragt: «Das zeigt, dass der Lehrberuf nach wie vor attraktiv ist, weil die Lehrpersonen im Schulzimmer immer noch viel selber bestimmen können.»