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Abwahl von Pfarrern «Es gibt kein generelles Problem in der Aargauer Kirche»

Am letzten Sonntag hat die Reformierte Kirche Aargau für negative Schlagzeiten gesorgt. Während in Frick ein Pfarrer erwartet mit grosser Mehrheit abgewählt wurde, ist in Leerau ein Pfarrer aus heiterem Himmel abgewählt worden. Inzwischen hat die gesamte Kirchenpflege laut «Aargauer Zeitung» ihren Rücktritt erklärt.

Was ist los bei den Aargauer Reformierten? Christoph Weber-Berg, Präsident des Kirchenrats, erklärt im Gespräch Ursachen und mögliche Lösungen.

Ein Kirchenturm, rund herum sind dunkle Wolken.
Legende: Dunkle Wolken hängen über einigen Reformierten Kirchengmeinden im Aargau. Keystone (Symbolbild)

SRF News: In zwei Aargauer Kirchengemeinden gibt es Streit – in Frick und Leerau, hat die Reformierte Kirche im Aargau aktuell ein Problem?

Christoph Weber-Berg: Nein überhaupt nicht, es war Wahlwochenende und es sind über 100 Pfarrerinnen und Pfarrer gewählt worden, zwei davon wurden nicht gewählt und einer wurde gewählt, obwohl ihn die Kirchenpflege nicht zur Wahl vorgeschlagen hat.

97 Prozent sind am Wahlwochenende also ohne Probleme gewählt worden. Man kann sicher nicht generell von einem Problem reden.

Es ist aber doch aussergewöhnlich, wenn ein Pfarrer, der bereits in der Kirchengemeinde tätig ist, nicht mehr bestätigt wird. Wie passieren solche Fälle?

Es kommt immer wieder mal vor. Was vorher gelaufen ist, ist jedes Mal individuell. Oft sind es Differenzen zwischen den ehrenamtlichen Mitgliedern der Kirchenpflegen und den Ordinierten – also dem Pfarrer oder der Pfarrerin.

Dabei haben diese zum Beispiel verschiedene Auffassungen über die Gemeindeleitung. Das Ergebnis kann sein, dass die Kirchenpflege entscheidet, jemandenen nicht mehr zur Wahl vorzuschlagen.

Die Fronten in den beiden Kirchengemeinden Frick und Leerau sind verhärtet. Was kann die Reformierte Landeskirche tun, damit wieder Ruhe einkehrt?

Wir greifen jetzt nicht durch, wir versuchen vermittelnd zu unterstützen. Die jeweiligen Behörden müssen schauen, wie sie die Zukunft gestalten wollen. Diese können sich an unsere Gemeindeberatung oder an die Dekanatsleitung wenden. Erst wenn etwas wirklich eskaliert – etwa eine Aufsichtsanzeige eingeht – dann gibt es Anhörungen von uns und weitere Folgen.

Die Reformierte Landeskirche Aargau hat schon heute Probleme, Personal zu finden und Pfarrerstellen zu besetzen. Mit solchen Geschichten wird das nicht einfacher. Wer wagt sich überhaupt Pfarrer zu sein?

In Dutzenden Gemeinden kann man mit einem Glanzresultat wiedergewählt werden. Es ist nicht so, dass solche Konflikte, welche es hier gab, repräsentativ sind für alle Kirchen.

Das Nachwuchsthema haben wir aber. Wir versuchen mit Informations- und Werbemassnahmen bei Jugendlichen Interesse zu wecken für das Theologie-Studium. Wir haben einen Quereinsteiger-Studiengang konzipiert, der sehr erfolgreich ist. Dort haben wir Akademikerinnen und Akademiker, die sich Mitte 30 oder Anfang 40 neu orientieren und das Theologiestudium aufnehmen, mit dem Ziel Pfarrer zu werden.

Dies wird uns aber den Pfarrermangel nicht ganz kompensieren, der sich in etwa zehn Jahren abzeichnet, aber es gibt ein wenig Gegensteuer. Nach wie vor gibt es gute Leute, die das Pfarramt als einen attraktiven Beruf ansehen.

Das Gespräch führte Stefan Brand

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