Raumfahrtagenturen wie Nasa oder ESA nutzen visuelle Kommunikation, um ihre Marke auf Bildern zu platzieren. Oft mit spezifischer Farbgebung, die sie sofort erkennbar macht.
Sie investieren viel in ihre Kommunikation. «Grosse Teams mit Grafikern und Technikern gestalten Layouts, Texte und Bilder», erklärt der Astrophysiker Olivier Berné. «Diese teuren Missionen sollen Macht demonstrieren.»
Symbole der Macht
Im Kalten Krieg galten Raumfahrtbilder als Beweis politischer Überlegenheit. Dies setzt sich heutzutage mit staatlichen Organisationen wie der europäischen oder der amerikanischen Raumfahrtagentur fort. Hinzu kommt das Auftreten neuer, privater Akteure wie Elon Musk und Jeff Bezos, die ihre Programme visuell inszenieren. Ihr Ziel: ein Platz unter den grossen Weltraummächten und in der politischen Arena.
«Ihre Kommunikation und die Legitimation ihrer Projekte beruhen stark auf emotionaler Verführung», sagt Joël Vacheron, Kulturwissenschaftler an der Kunsthochschule in Lausanne und Autor von «Cosmovisions – eine visuelle Studie der kolonialen Grundlagen der Weltraumforschung».
In Musks Aussagen und den Bildern von SpaceX zeige sich klar sein politischer Wille: eine Zukunftsvision zu entwerfen, die eng mit der aktuellen politischen Realität verknüpft ist.
Werte des Liberalismus propagieren
Die Videos der Starts von SpaceX-Raketen haben es Musk vermutlich erlaubt, den Boden für seinen Einzug ins Weisse Haus zu bereiten.
Indem er Erfolge und selbst Misserfolge seiner Missionen über X teilt, propagiert Elon Musk liberale Werte. «Das ist Teil seines Projekts zur Privatisierung der Raumfahrt, bei dem Raumfahrtagenturen als altmodisch dargestellt werden», betont Olivier Berné. Musk kritisiere die Nasa als ineffizient und undurchsichtig – ein Narrativ, das seine Privatisierungsstrategie stütze.
Vision des Fortschritts
Ein Blick in die Geschichte der Weltraumbilder zeigt: Sie wurden von Beginn an politisiert, manipuliert und ästhetisiert, um bestimmte Vorstellungen von Fortschritt und Moderne zu vermitteln.
Ein gutes Beispiel ist das erste Foto der Erde, aufgenommen während der Apollo-17-Mission am 7. Dezember 1972.
Als «The Blue Marble», auf Deutsch «Die Blaue Murmel», wurde es zur Ikone: «Ein extrem starkes Symbol, das für unterschiedlichste Zwecke genutzt wurde, vom ökologischen Bewusstsein bis zur wirtschaftlichen Globalisierung», erklärt Joël Vacheron.
Wer bestimmt den Blick auf die Erde?
«Es gibt ein ziemlich interessantes Detail: Ursprünglich war dieses Bild nicht auf den afrikanischen Kontinent zentriert, wie auf Weltkarten üblich. Das Original zeigte den Südpol oben», ergänzt Vacheron.
Für den Autor ist diese Manipulation bedeutsam: «Man hat sofort versucht, es nach kulturellen Kriterien neu auszurichten.» Hier stecke eine klare politische Absicht dahinter.
Mit der Zeit wurden die Bilder perfekter. Der blaue Planet erschien als kostbares, fast kunstvolles Objekt.