SRF News: Lisa Janisch, wie ist die Idee für dieses Theaterstück entstanden?
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Lisa Janisch: Wir wollten zum Jubiläum etwas Lebendiges, Bewegtes schaffen. Wir fanden, Theater sei ein gutes Mittel, um all unsere Themen verdichtet auf den Punkt zu bringen. Wir wollten, dass möglichst viele Leute an der Erarbeitung des Stücks beteiligt sind, um so auch ein möglichst breites Publikum anzusprechen.
In erster Linie geht es im Stück um sexuelle Identität und erst in zweiter Linie geht es um Krankheit und um Prävention. Warum ist das so?
Sexualität bedeutet Lebensfreude, eine Lebenskraft. Das wollten wir auf die Bühne bringen. Gleichzeitig ging es uns darum, sexuelle Orientierungen, Brüche in der sexuellen Orientierung oder ein verhindertes Coming-out zu thematisieren. Wenn Menschen nicht offen schwul oder lesbisch leben können, ist es mit der Prävention schwierig.
Wenn man nicht über Sexualität reden kann, kann man auch nicht über sexuell übertragbare Krankheiten reden.
Wollen Sie damit sagen, dass man zwingend über Sex und über die eigene Sexualität reden muss, um Prävention betreiben zu können?
Absolut. Wenn man nicht über Sexualität reden kann, kann man auch nicht über sexuell übertragbare Infektionen sprechen. Wir haben in Graubünden beispielsweise relativ viele Männer mit einer heterosexuellen Identität, welche aber auch Sex mit Männern haben. Diese Männer erreichen wir nur, wenn die Bisexualität enttabuisiert wird. Nur wenn wir diese Männer überhaupt erreichen, können wir ihnen aufzeigen, dass es Sinn macht, dass sie sich schützen.
Das Gespräch führte Stefanie Hablützel