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Aktion gegen Gewalt an Frauen «Ich wurde gewalttätig aus einem Gefühl der Ohnmacht»

Die Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» thematisiert häusliche Gewalt. In Luzern kommt ein ehemaliger Täter zu Wort.

Dreingeschlagen hat François Burri zwar nie. Aber für Gewalt braucht es nicht unbedingt Schläge - manchmal reichen auch Worte. «Bei Streitereien mit meiner damaligen Partnerin wurde ich wütend und sehr laut», sagt der Endvierziger. «Ich wurde gewalttätig- nicht unbedingt wegen der Worte, die ich gebrauchte, sondern wegen des Drucks, der dahinter spürbar war, und der bei meiner Partnerin Angst auslöste.»

Fachstelle berät jährlich rund 200 gewalttätige Männer

Der Luzerner beschloss vor gut zwei Jahren, dass es so nicht weitergehen könne. Er meldete sich bei Agredis, einer Fachstelle in Luzern, die jedes Jahr rund 200 gewalttätige Männer berät.

Nach zahlreichen Sitzungen hat sich Burri heute im Griff, wie er sagt. Er sei lockerer geworden, gehe mit sich selber liebevoller um. Und habe gelernt auf Distanz zu sich selber zu gehen, wenn er wütend werde - und sich zu fragen: Warum jetzt diese Wut überhaupt?

Ehemaliger Täter sucht die Öffentlichkeit

Mittlerweile geht Burri mit seiner Geschichte auch an die Öffentlichkeit. Zum Beispiel am Dienstagabend im Luzerner «Stattkino», an einem Podium mit dem Titel «Häusliche Gewalt aus Tätersicht». Die Veranstaltung findet im Rahmen der internationalen Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» statt.

François Burri hat sich zum Coach ausbilden lassen, hat Weiterbildungen in gewaltfreier Kommunikation absolviert. Er will mit seiner Erfahrung als ehemaliger Täter Männern mit einem Gewaltproblem helfen, aus ihrem Teufelskreis auszubrechen. «Diese Männer können sich vielleicht ja gar nicht vorstellen, wie schön sie es hätten, wenn sie ihre Wut nicht mehr verspürten», sagt er. «Das ist es, was mich unglaublich antreibt.»

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