Die Karriere einer Nationalrätin oder eines Regierungsrates kann schneller als erwartet zu Ende gehen: Bei vielen Wahlen müssen amtierende Mitglieder von Parlamenten oder Regierungen unfreiwillig den Hut nehmen.
Dies hat die grüne Berner Politikerin Aline Trede im Oktober 2015 zu spüren bekommen. Bei den Nationalratswahlen wurde sie nach zwei Jahren in der grossen Kammer nicht wieder gewählt. Von einem Tag auf den anderen stand die damals 32-Jährige ohne Job da.
Die Selbstständigkeit war der richtige Entscheid.
Nach der Abwahl habe sie sich auf mehrere Stellen beworben, mehrheitlich im linken NGO-Bereich, sagt Aline Trede im Gespräch mit dem «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF. Immer wieder habe sie eine Absage erhalten. «‹Wir können niemanden anstellen, der so bekannt ist wie Sie›, lautete dann die Begründung.»
Eigenes Unternehmen
Oftmals wurde Aline Trede gar nicht erst zum Gespräch eingeladen. Da sei sie zwischendurch fast verzweifelt. «Das war schwieriger, als ich gedacht habe», sagt sie weiter. Für sie war dann bald mal klar, dass sie ihr Glück als Unternehmerin suchen wollte und gründete eine eigene Firma im Bereich Kampagnen. Ihr Fazit: «Sicher bleibe eine Narbe». Und: Heute würde sie ein politisches Amt weniger enthusiastisch anpacken.
Man kann nicht lebenslang als Politiker tätig sein.
Das Beispiel von Aline Trede sei kein Einzelfall, sagt der Berner Politberater und Lobbyist Walter Stüdeli. «Wer jung in ein Parlament kommt und noch keine Berufserfahrung hat, landet nach einer Abwahl sehr hart auf dem Boden.» Und wer zudem noch sehr pointiert auf der linken Seite politisiert, habe es noch schwerer als Leute aus dem gemässigten Lager.
Grosses Problem für Junge
Für junge Politikerinnen und Politiker sei es schwierig, wenn sie früh ein- und früh wieder aussteigen. «Wer mit 20 gewählt wird und aufgrund der Amtszeitbeschränkung mit 36 wieder ohne Amt dasteht ist schwer vermittelbar», sagt Walter Stüdeli.
Er mache deshalb Kandidatinnen und Kandidaten darauf aufmerksam, dass sie nicht ein Leben lang in der Politik tätig sein können.
Deshalb sei es im Milizsystem wichtig, immer noch etwas daneben zu machen. Abgesehen vom beruflichen Hintergrund sei es für die Zeit nach der Politkarriere entscheidend, was sich die Politikerinnen und Politiker während ihrer Amtszeit für einen Ruf aufgebaut haben.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)