Im Gegensatz zum «Publifon», wie die Telefonkabinen der Swisscom offiziell heissen, ist sie nicht totzukriegen: Die «Telecab 2000». Die modernste Telefonkabine der Schweiz ging Mitte der 1990er-Jahren mit dem damals unvermeidlichen Zusatz «2000» an der Start. Sie gehört der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG).
Für die Firma, die in der ganzen Schweiz Affichen anbringt, ist der stylische Glaszylinder kein Telefon, sondern eine gläserne Litfass-Säule, entwickelt, um ein Plakat aufzuhängen.
Das ist der Grund, warum rund 150 dieser Glas-Säulen auch in der Ära nach der Demontage der letzten Swisscom-Telefonkabinen weiterleben dürfen: Viele Standorte sind attraktiv und da es in Städten nicht einfacher geworden ist, Plakatwände zu erhalten, wäre es als Plakatvermarkter schon fast fahrlässig, auf Fläche zu verzichten, die man bereits kontrolliert. Kommt dazu, dass Telefonkabinen als Litfass-Säulen bei der APG eine lange Tradition haben: Schon in den 1930er stellte die Firma erste Modelle auf.
Gebaut für vierzig Jahre
Die «Telecab 2000» sei die «modernste Plakatsäule», erläuterte ihr Erbauer, der Designer Hans Ulrich Imesch in der Radiosendung «Persönlich» 1999. Auch die Technik sei vom Feinsten, bald könne man sogar Faxe verschicken aus den Kabinen – und «ins Internet» gehen. Alle fünf Jahre prophezeite er eine Modernisierung der Apparate, den Kabinen selber attestierte er 40 Jahre Lebenszeit.
Daraus wird wohl nichts, auch wenn die APG derzeit neue Telefone in die Kabinen einbaut, Voice-over-IP. Damit kann jeder innerhalb der Schweiz kostenlos telefonieren. In Zeiten, als Kabinen die einzige Möglichkeit waren, unterwegs zu telefonieren, wäre so eine Flat-Rate eine Sensation gewesen. Heute, wo mobil kommunizieren fast gratis ist, ist es nur noch eine clevere Marketing-Aktion.
Betritt man in ein «Telecab 2000», so erklingt auch heute noch Musik. In den Anfangszeiten waren es sphärische Klänge , komponiert von einem indischen Yogi. Und auch die Lichteffekte in der Decke funktionieren noch: Die Farben wechseln von Rot, Gelb bis zu Blau.
Sendebezug: SRF 1, 27.11.2019, 16:15 Uhr