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Fairphones – Wohlfühl-Handys mit Einschränkung
Aus Espresso vom 21.02.2020. Bild: Shiftphone
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Reparieren statt Wegwerfen Fairphones – Wohlfühl-Handys mit Einschränkung

Wir müssten ein schlechtes Gewissen haben bei jedem Blick aufs Handy: Es wurde unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt und im Innern stecken Rohstoffe aus Bürgerkriegsgebieten. Die Alternative: Faire Smartphones.

Schlechte Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken, problematischer Rohstoffabbau – und auch bei der Nachhaltigkeit schneiden Smartphones wenig ruhmreich ab: Selber den Akku austauschen oder Reparaturen durchführen – Fehlanzeige.

Der Weg vieler Handys ist deshalb nach kurzer Zeit vorgespurt: ab in den Elektroschrott. Ein neues Gerät zu kaufen ist billiger, als das alte reparieren zu lassen.

«Reparierbarkeit» dank modularem Aufbau

Schon vor zehn Jahren nahm das Fairphone den Kampf gegen Verschwendung und Ungerechtigkeit auf. Kürzlich kam die dritte Version des «nachhaltigen» Smartphones auf den Markt.

Ein Vorteil: Der Besitzer kann Ersatzteile bestellen und diese austauschen – eine defekte Kamera oder den Bildschirm etwa. Auch ein schwacher Akku ist schnell ersetzt. Ein modularer Aufbau des Fairphones macht das möglich, das Gehäuse lässt sich per Schraubenzieher öffnen.

Bei der Nachhaltigkeit können die alternativen Geräte also punkten. Dennoch fristen faire Handys ein Schattendasein – wenn auch mit Tendenz zur Sonne: Elektronikhändler Digitec stellt eine Zunahme der Verkäufe um 50 Prozent fest, nennt aber keine konkreten Zahlen.

Der Boom bleibt aus

Es gibt mehrere Gründe, wieso nachhaltige Handys bis heute nur bei einem kleinen Kreis von Smartphone-Besitzern angekommen sind:

  • Mangel an Publizität: Weil sich die Hersteller keine teuren Werbekampagnen leisten können, haben viele Konsumenten noch nie von den Alternativen zu den bekannten Marken gehört.
  • Die Geräte sind technisch nicht auf dem Niveau der Flaggschiffe anderer Hersteller, preislich aber schon.
  • Fairphones sind keine Design-Ikonen.

Die letzten beiden Nachteile versuchen seit Kurzem zwei Brüder aus Deutschland zu beseitigen: Carsten und Samuel Waldeck haben mit Crowdfunding im Internet Geld gesammelt und damit die Entwicklung und Herstellung des Shiftphones realisiert.

Technisch und optisch können die Geräte schon fast mit den teureren Produkten der bekannten Hersteller mithalten. Und wie das Fairphone setzen sie auf modularen Aufbau, Reparaturmöglichkeit und faire Arbeitsbedingungen.

Dazu haben die Gründer in China eine eigene kleine Fabrik eingerichtet, in der Einheimische zu deutschen Arbeitsbedingungen und einem zehnmal höheren Lohn als dem Durchschnittslohn im Land die Handys zusammenbauen.

Was bleibt: die Problematik der Rohstoffe

Auch wenn Fairphone und Shiftphone in vielen Bereichen nachhaltig und fair sind, bleibt ein grosses Problem ungelöst: die Verwendung fairer Rohstoffe. An manchen Rohmaterialien in den fairen Handys klebt wohl immer noch Blut.

Rund 30 Metalle stecken in jedem Smartphone – manche davon, wie Tantal oder Kobalt, stammen aus dem Kongo. Dort herrscht in Teilen des Landes Bürgerkrieg. Viele Milizen beschaffen sich ihr Geld in den Minen mit Zwangsarbeitern.

Problematisch für die Hersteller sind die komplizierten Lieferketten: zwar kaufen Produzenten auch Metalle aus fairen Minen, geben diese aber an Verarbeitungsbetriebe weiter, wo die fair abgebauten Rohstoffe mit jenen aus «schmutzigen» Minen gemischt werden.

Die kleinen Firmen, die uns mit ihren fairen Handys das schlechte Gewissen nehmen wollen, können deshalb nicht ganz garantieren, dass alle Bauteile auf sauberen Rohstoffen basieren.

Espresso, 21.02.20, 08.13 Uhr

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