Seit sechs Jahren ist Markus Schneider Stadtrat von Baden. Nun also neu auch Stadtammann. Er leitete in seiner Zeit als Stadtrat das Ressort Planung und Bau. 2014 wurde Schneider zum Vizeammann gewählt. In der zweiten Hälfte dieses Jahres war er dann faktisch Stadtammann. Es war die Zeit, als Geri Müller wegen der Selfie-Affäre längere Zeit krank geschrieben und anschliessend teilentmachtet wurde.
Stimmenverhältnis
Markus Schneider hat sich gegen Erich Obrist und Sandra Kohler (beide parteilos) durchgesetzt. Das Wahlvolk bestätigte somit am Sonntag seinen Entscheid vom 24. September, als der erste Wahlgang stattfand. Markus Schneider hatte schon damals das beste Resultat erzielt mit 2239 Stimmen, vor Erich Obrist (1229) und Sandra Kohler (607).
Markus Schneider hatte im Wahlkampf gesagt, er sei bereit für einen «Neustart». Was das bedeutet, erklärt er im Gespräch mit SRF so: «Der Neustart bezieht sich auf die Führung. Hier will ich wieder Vertrauen schaffen. Das ist der Hauptteil des Neuanfangs.»
Der Neustart bezieht sich auf die Führung und das Vertrauen.
Er hofft auch, dass sich die Politik in Baden beruhigt. In den letzten vier Jahren haben sich die Diskussionen in der institutionalisierten Politik in Baden nämlich zusehends verschärft und die Fronten haben sich verhärtet. In einem finanziell enger werdenden Rahmen standen sich die links-grüne Mehrheit im Stadtrat unter Geri Müller und die bürgerliche Mehrheit im Einwohnerrat unversöhnlich gegenüber.
Seit dem 24. September ist die Mehrheit im Stadtrat aber wieder klar bürgerlich. Und seit Sonntag hat Baden wieder einen bürgerlichen Stadtammann. «Ich glaube schon, dass die Blockade jetzt möglicherweise gelöst ist», sagt Schneider. «Aber wir werden trotzdem gemeinsam daran arbeiten müssen, Vorlagen gut vorzubereiten in allen Fraktionen.»
Obrist mit deutlich mehr Stimmen als Kohler
Erich Obrist, ein ehemaliges SP-Mitglied, ging ohne Wahlempfehlung der SP ins Rennen. Und auch die Grünen beschlossen Stimmfreigabe. In den Hearings vor der Wahl habe Obrist nicht überzeugt, ist aus diesen Kreisen zu hören.
Viele Linke verzeihen Obrist nicht, dass er vor drei Jahren als wilder Kandidat ins Rennen ging und der SP am Schluss einen Sitz im Stadtrat wegnahm.
Der Stimmenzuwachs im 2. Wahlgang erklärt sich aber doch damit, dass Geri Müller im ersten Druchgang zwar nicht in den Stadtrat gewählt wurde, aber als Ammann am zweitmeisten Stimmen holte. Diese links-grünen Stimmen fielen am Sonntag nun mehrheitlich Erich Obrist zu.
Experiment Kohler gescheitert
Sandra Kohler bekam in der Wahl vom Sonntag ihre Grenzen aufgezeigt. Am 24. September hatte sie als Parteilose die Wahl in den Stadtrat geschafft und damit für eine Sensation gesorgt.
Kohler war nämlich ohne politische Erfahrung ins Rennen gegangen. Sie belegte dann aber den siebten Platz und zieht somit in den Stadtrat ein.
Sie hatte im ersten Wahlgang schon für den Ammann kandidiert, dann aber nur gerade 607 Stimmen geholt. Kohler zierte sich danach längere Zeit mit den Entscheid, auch im 2. Wahlgang anzutreten. Sie befragte über soziale Medien und mit einem Zeitungsinserat die Öffentlichkeit. Sie habe sich danach ermutigt gefühlt, noch einmal zu kandidieren.
»Im zweiten Wahlgang konnte sich Kohler nun aber nur unwesentlich steigern auf 734 Stimmen. Für sie eine herbe Niederlage: «Ich bin enttäuscht, ja. Aber ich habe mich auf alle Szenarien vorbereitet. Das macht man immer, wenn man ein Amt anstrebt», sagt sie gegenüber SRF.