Für das Amtsgericht Solothurn-Lebern ist es wahrlich kein alltäglicher Fall: Im Mai vor zwei Jahren sollen zwei Peruaner in einem Einfamilienhaus in Oberdorf einen Raubüberfall verübt haben. Opfer waren die Schwester des damaligen Staatspräsidenten Perus und deren Tochter. Die mutmasslichen Täter stehen seit Donnerstag vor Gericht. SRF-Redaktor Ralph Heiniger verfolgt den Prozess.
SRF News: Was passierte damals – im Mai 2016 – genau?
Ralph Heiniger: Die Männer klingeln an der Türe des Einfamilienhauses. Als die Frau die Türe öffnet, wird sie überwältigt, geschlagen, geknebelt, gefesselt und bedroht. Dasselbe passiert mit ihrer Tocher. Die Frauen können jedoch flüchten und die Polizei alarmieren. Die Männer nehmen laut Anklageschrift Schmuck und Bargeld im Wert von rund 20'000 Franken mit. Drei Monate später werden sie verhaftet.
SRF News: Das Ziel des Überfalls war aber eigentlich ein anderes...
Genau. Die Männer suchten nach eigenen Aussagen nach einem Koffer, welcher einenhalb bis zwei Millionen Euro beinhaltete.
Wie kamen die Männer auf die Idee, dass sich ein solcher Koffer im Haus befindet?
Bei der Bewohnerin des Hauses in Oberdorf handelt es sich nicht um ein Zufallsopfer, sie ist die Schwester des damaligen Staatspräsidenten von Peru. Dieser war angeblich in Geldwäscherei, Steuerhinterziehung und Korruption verwickelt. Im Internet finden sich Mutmassungen, wonach viel Geld von Peru über die Schwester in die Schweiz geflossen sei. Allerdings stellte das Gericht fest, dass es keinerlei Anzeichen gebe, wonach sich das Opfer irgendetwas zu Schulden habe kommen lassen.
Und weshalb vermuteten sie einen Koffer mit Millionen im Haus in Oberdorf?
Diese Information hätten sie von «Carlos» erhalten, dem Drahtzieher und Haupttäter des Überfalls. «Carlos» habe Kontakt zur peruanischen Anti-Drogenbehörde. Die Staatsanwaltschaft schliesst nicht aus, dass es einen dritten Täter gab, «Carlos» hält sie aber für eine Erfindung. Für die beiden Männer vor Gericht fordert sie eine Freiheitsstrafe von acht Jahren.