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Analyse zur Zürcher Wahl «Die Stärke des ganzen rot-grünen Lagers hat mich überrascht»

SRF News: Die Wahlen in der Stadt Zürich brachten gleich mehrere Überraschungen: den grossen Gewinn von SP und Grünen, die Verluste der SVP und das Scheitern der CVP. Was davon hat Sie am meisten überrascht?

Michael Hermann: Mich hat schon die Stärke des rot-grünen Lagers sehr überrascht. Diese hatte man nicht unbedingt erwartet, es gab keine besondere Dynamik, die darauf hingewiesen hätte. Ausserdem ist es ja häufig so, dass bei einem Gewinn der SP die Grünen verlieren. Dieses Mal aber konnten beide Parteien und sogar auch die AL zulegen.

Wie erklären Sie sich diesen überraschenden Linksrutsch?

Man muss schon sehen, dass es ähnliche Entwicklungen bereits bei den letzten Wahlen in Basel und Bern gab. Ich erkläre mir dieses Phänomen ein Stück weit auch mit dem generellen politischen Klima, das ja eher nach rechts gerutscht ist, sowohl in der Schweiz als auch in Europa oder den USA, siehe auch «Trump» und «Brexit». Die Städte wollen nun sozusagen wie die Gallischen Dörfer diesem Trend widerstehen.

Am 15. April folgen in vielen Zürcher Gemeinden die nächsten Wahlen, so auch in der Stadt Uster. Glauben Sie, dass nun auch Uster wieder eine «rote» Stadt wird?

Das wird spannend sein zu beobachten. Denn bei den Zürcher Wahlen gab es auch den Effekt der starken Mobilisierung durch die «No Billag»-Initiative. Das fällt nun weg, weshalb die Ausgangslage wieder etwas anders ist. Den Ausgang in Uster kann ich deshalb nicht vorhersagen. Sollte aber Uster ebenfalls nach links rutschen, kann man wohl sagen, dass es sich beim Widerstand der Städte um einen generellen urbanen Trend in der Deutschschweiz handelt.

Das Gespräch führte Margrith Meier.

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