Rebekka Bachmann sitzt in einer Wohnung im Kanton Zug zusammen mit einem Drittklässler an einem Tisch. Heute steht Mathematik auf dem Programm. Einmal pro Woche gibt Bachmann, die an der Pädagogischen Hochschule Zug studiert, Nachhilfe.
Das Lern-Tandem mit ihrem Schüler habe sich schon gut eingespielt. «Ich schaue immer mit dem Kind zusammen, wo seine Interessen sind, und stelle Arbeitsblätter oder Übungen zusammen», sagt die PH-Studentin. «Wir schauen individuell von Woche zu Woche.»
Grosse Nachfrage
Momentan gibt es in Zug 22 Tandem-Teams. Die Nachfrage der Schulen sei jedoch viel grösser gewesen, sagt Projektleiterin Carola Mantel von der PH Zug. Deshalb habe man zusammen mit den Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern besonders darauf geachtet, dass diejenigen Kinder betreut würden, die die Nachhilfe am meisten benötigten – beispielsweise Kinder aus fremdsprachigen Familien oder Kinder, die während der letzten Wochen nur bedingt auf Unterstützung von zu Hause zählen konnten.
Hier können die Studierenden einen wichtigen Beitrag leisten.
«Ein Gegenüber zu haben, das einem auch anerkennende Worte auf die erbrachte Leistung gibt» – das sei für viele Schüler während der Corona-Zeit weggefallen, sagt Mantel. «Hier können die Studierenden einen wichtigen Beitrag leisten, das zu ersetzen.»
Mit der Nachhilfe zu Hause könne man die Lernrückstände nur bedingt kompensieren, ist sich Mantel bewusst. Trotzdem lohne sich das Projekt für beide Seiten, da das Thema Bildungsnachteile in der pädagogischen Ausbildung eine wichtige Rolle spiele.
«Die Studierenden bekommen Einblick in Familienverhältnisse, die ihnen nicht unbedingt vertraut sind», sagt die PH-Dozentin. Für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer sei es «gleichzeitig hochgradig relevant und wichtig zu sehen, wie unterschiedlich die Hintergründe sein können».
Thema beschäftigt Politik
Beim Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz begrüsst man die Initiative aus Zug. Bereits während der Schulschliessungen habe man davor gewarnt, dass die Bildungsunterschiede zwischen den Kindern grösser werden könnten, sagt Präsidentin Dagmar Rösler. Jetzt seien die Schulen und Lehrpersonen gefordert, benachteiligte Kinder gezielt zu fördern.
«Es ist aber nicht nur Sache der Lehrerinnen und Lehrer, sondern ist auch Sache der Politik, hier zusätzliche Ressourcen für die Fälle, die wirklich Nachholbedarf haben, zu sprechen», fordert Rösler.
Tatsächlich sind zum Beispiel im Kanton Luzern bereits entsprechende Vorstösse eingegangen. Die Ungleichheiten, zu welchen die Schulschliessungen bei einigen Kindern geführt haben, werden die Politik also bald beschäftigen.