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Angst vor der Türkei Kurdische Diaspora in Basel ist besorgt

Der überraschende Abzug der USA aus dem Norden Syriens sorgt für Emotionen bei den Basler Kurdinnen und Kurden. Sie sprechen von Verrat und gehen auf die Strasse.

Basel verfügt über eine aussergewöhnlich grosse kurdische Gemeinschaft. Viele der rund 15'000 Kurdinnen und Kurden in der Schweiz leben in der Region Basel. Seit der us-amerikanische Präsident Donald Trump am Montag überraschend den Rückzug seiner Soldaten aus dem Kurdengebiet in Nord-Syrien angekündigt hat, ist die kurdische Diaspora in Basel in Aufruhr. Es wird befürchtet, dass einmal mehr hunderttausende Kurden vertrieben werden könnten, sollte die Türkei einmarschieren.

Viele sprechen von «Verrat»

Im Gespräch mit Kurdinnen und Kurden aus Basel fällt im Zusammenhang mit dem Rückzug der USA immer wieder das Wort «Verrat». Von Verrrat spricht beispielsweise der Jurist Mustafa - seinen richtigen Namen will der Basler Kurde nicht öffentlich machen, da er demnächst in die Türkei reist. Die Kurden würden jetzt allein gelassen, nachdem ganz Europa davon profitiert habe, dass die Kurden gegen die Terrororganisation IS gekämpft hätten, sagt Mustafa.

Modell Rojava in Gefahr

Gerade für linke Kurdinnen und Kurden wie die Basler Kurdin Özen Aytaç, welche im Kulturverein Dem-Kurd im Kleinbasel und in der kurdischen Frauenbewegung aktiv ist, steht beim drohenden Einmarsch der Türkei auch das sogenannte Modell Rojava auf dem Spiel. So heisst das de facto autonome Kurdengebiet im Norden Syriens. Das Spezielle daran: In Rojava werden gesellschaftliche Werte wie Säkularität, Basisdemokratie und Gleichberechtigung der Geschlechter angestrebt. Auch das sei jetzt unmittelbar in Gefahr, sagt Aytaç: «Das macht mich wütend. Aber wir werden für den Erhalt dieser Errungenschaften kämpfen.»

Unser Wille ist, dass kein Tropfen Blut fliesst.
Autor: Özen Aytaç Kurdische Aktivistin

Aytaç macht das, indem sie für heute Abend eine Demonstration in Basel geplant hat. Auch in anderen Städten der Schweiz sind in den nächsten Tagen Demonstrationen geplant. «Unser Wille, nicht nur unsere Hoffnung, ist es, dass kein Tropfen Blut fliesst», so Aytaç.

SRF1, Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr

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