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Ansteckung beim Einatmen Legionärskrankheit auf dem Vormarsch

Im vergangenen Jahr sind in der Schweiz 567 Legionellosefälle, wie die Legionärskrankheit auch bezeichnet wird, gemeldet worden, wie aus den aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hervorgeht. Im Vorjahr waren es 490 Fälle gewesen, 2016 sogar erst 365 Fälle.

Was ist die Legionärskrankheit?

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Die Legionellose ist eine schwere Lungenentzündung, die durch bestimmte Bakterien der Gattung Legionella ausgelöst wird. Die Legionärskrankheit wurde erstmals 1976 beschrieben. Die Erreger kommen natürlicherweise in fast allen wässrigen und feuchten Umgebungen vor, meist aber in geringen Mengen.

Hingegen finden sie in von Menschen geschaffenen Wassersystemen sehr günstige Bedingungen. So vermehren sie sich zwischen 25 und 45 Grad, optimal um 37 Grad. Bei 60 Grad werden sie abgetötet. Deshalb sollte das Wasser bei der Entnahmestelle mindestens 50 Grad warm sein, um eine Vermehrung der Bakterien zu vermeiden.

Der Grund für diesen Anstieg sei schwierig zu bennen, sagt Silvio Arpagaus, der Luzerner Kantonschemiker. Zum einen trage die Klimaerwärmung und die erhöhte Reisetätigkeit der Menschen vermutlich ihren Teil dazu bei. «Dass aber die Bevölkerung immer bewusster mit der Ökologie umgeht, ist wohl auch ausschlaggebend», sagt Arpagaus. Wenn die Wassertemperatur bewusst tief gehalten werde, biete man den Legionellen eine optimale Umgebung.

Bereits im vergangenen Sommer haben das BAG und das für Massnahmen zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ihre Empfehlungen zur Legionärskrankheit aufgearbeitet. Darauf reagiere der Kanton Luzern jetzt und informiert Hoteliers, Betreiber von öffentlichen Bädern und Alters- und Pflegeheimen, sagt Silvio Arpagaus.

Zu den wichtigsten Infektionsquellen gehörten in der jüngeren Vergangenheit Duschen, Zerstäuber, Whirlpools, lüftungstechnische Anlagen und Kühltürme. In den letzten Jahren wurden auch in Komposterden Legionellen gefunden.

Ansteckung erfolgt beim Einatmen

Die Ansteckung erfolgt durch die Inhalation eines Aerosols von bakterienhaltigem Wasser, das heisst durch Einatmen einer Mischung von Luft und winzigen legionellenhaltigen Wasserpartikeln. Trinken kann man solches Wasser jedoch, im Verdauungstrakt gelten Legionellen als harmlos.

Die Folgen nach einer Inkubationszeit von in der Regel zwei bis zehn Tagen können im Einzelfall verheerend sein. Die Krankheit äussert sich vor allem als Lungenentzündung unterschiedlichen Schweregrads und kann in fünf bis 15 Prozent trotz Antibiotikabehandlung zum Tod führen.

Der Krankheitsverlauf

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Zuerst treten Allgemeinsymptome wie Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Appetitverlust auf. Auch Husten mit teilweise blutigem Auswurf sind möglich, manchmal begleitet von atemabhängigen Brustschmerzen und Atemnot. In einem Viertel bis zur Hälfte der Fälle kommt es zudem zu wässrigem Durchfall. Weniger Oft sind Verwirrtheit als Zeichen einer schweren Hirnentzündung oder eine Niereninsuffizienz, die eine Dialyse nötig machen.

Die Triade «Lungenentzündung, Durchfall, Verwirrtheit» sollte deshalb beim Arzt zur Suche nach Legionellen führen, vor allem wenn es sich um Risikopatientinnen und Patienten handelt. Dazu gehören ältere, immungeschwächte oder hospitalisierte Menschen.

Besonders gefährlich wären zu viele Legionellen im Wasser in Alters- und Pflegeheimen. Entsprechend sensibilisiert ist man beispielsweise im Betagtenzentrum Viva Luzern Dreilinden.

Patrick Brun und Gilbert Stadelmann im Portrait.
Legende: Patrick Brun, Leiter Technik und Unterhalt, sowie Gilbert Stadelmann, verantwortlich für die Immobilien bei Viva Luzern. SRF/Sämi Studer

Im Zentrum Viva Luzern Dreilinden wird darauf geachtet, dass die Wassertemperatur im Boiler immer 60 Grad beträgt. Dazu werden regelmässige Wasserkontrollen durchgeführt, wie Patrick Brun vom Betagtenzentrum Viva Luzern Dreilinden erklärt. Dies besonders in jenen Zimmern, welche am Weitesten von der Warmwasserquelle entfernt ist. Bis anhin gab es in den Heimen von Viva Luzern keine Probleme mit Legionellen, es sei jedoch wichtig, dass man für den Ernstfall vorbereitet sei, sagt Gilbert Stadelmann von Viva Luzern.

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