SRF: Am Samstag demonstrierten in Bern über 1000 Menschen gegen die Teilnahme des US-Präsidenten Donald Trump am WEF in Davos. Welcher Inhalt überwog, der Protest gegen Donald Trump oder gegen die Globalisierung?
Viktor Györffy: Es ist immer eine Frage, welches Thema die Leute auf die Strasse treibt. Bei diesem Anlass ist es sowohl der Besuch des US-Präsidenten Donald Trump wie auch die Globalisierung. Die beiden Themen schliessen sich nicht aus. Auch wenn Donald Trump den sogenannten «Davos man» kritisierte, wird er als Teil der Wirtschaftselite wahrgenommen.
Brauchen die Gegner der Globalisierung ein Feindbild, um überhaupt noch mobilisieren zu können?
Klar, wenn eine so prominente und polarisierende Figur wie Donald Trump am WERF teilnimmt, dann hilft das für die Mobilisierung. Aber es ist auch eine Gelegenheit, die Themen, wofür das WEF und eben auch Donald Trump stehen, in den Vordergrund zu rücken. Zum Beispiel die wirtschaftliche Benachteiligung der dritten Welt oder der Klimawandel.
Mit dem Besuch von Donald Trump haben die Gegner der Globalisierung wieder Aufwind. Wie nachhaltig wird diese Bewegung sein?
Die Proteste waren schon immer eher punktuell. Sie kristallisierten sich beispielsweise an Gipfeltreffen. Das WEF verlor an Bedeutung und war nicht mehr im Fokus. Es stellt sich aber auch immer die Frage, inwiefern die Probleme der Globalisierung anderweitig bearbeitet werden. Und diesbezüglich ist einiges gegangen. Ausserdem ist die Problematik auch vermehrt in die politische Diskussion eingeflossen.
Wie schätzen Sie die Lage ein, werden die weiteren Protestaktionen so friedlich bleiben wie diejenige vom Samstag in Bern?
Das ist schwierig einzuschätzen. Bei solchen Themen, wie Donald Trump und Globalisierung ist mit einer breiten Palette von Aktionen zu rechnen.