Der Luzerner Eugen Koller arbeitet als Theologe und als Radio-Prediger bei Radio SRF. Bis im letzten Jahr war er aber als Seelsorger im Gefängnis Biberbrugg im Kanton Schwyz angestellt.
Er kennt die Arbeit bestens und verfolgt den Fall des verurteilten Seelsorgers des Krienser Grosshofs interessiert mit: «Die Situation eines Berufskollegen hat mich sehr betroffen gemacht.» Er hätte erwartet, dass dieser Mann selber den Riegel vorgeschoben hätte.
Er hätte nicht mehr zu den betroffenen Gefangenen gehen oder sich Hilfe holen sollen.
Der Fall Grosshof
Auch er habe die Situation erlebt, dass weibliche Gefangene ihm offensichtliche sexuelle Avancen gemacht hätten: «Das habe ich schon wahrgenommen. Aber da darf man nicht reagieren.» Man müsse sich abgrenzen können in dieser Aufgabe. «Ich bin jeweils mit dem Zug nach Hause gefahren, und habe mich dann umgezogen.» Wenn ihm dann zwischendurch mal wieder ein Insasse in den Sinn gekommen sei, sei das auch okay gewesen:
Ich hab dieser Person dann einen guten Gedanken geschickt, das ist doch gut so.
Derweil werden im Krienser Gefängnis Grosshof verschiedene Massnahmen eingeleitet:
- Eine Stellvertretung hat die Aufgabe des Seelsorgers übernommen.
- Per sofort werden weibliche Gefangene nicht mehr in ihrer Zelle besucht, sondern in einem offenen Raum in Anwesenheit einer weiteren Mitarbeiterin.
- Nun stehe man in Kontakt mit anderen Gefängnissen und bringe in Erfahrung, welche Handhabung diese haben.
Massnahmen im Krienser Grosshof (29.09.2017)
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr