Seit Mitte Mai hirtet und käst Simona Zbinden auf der Langeneggalp am Fuss des Stockhorns, hoch über dem Gürbetaler Dorf Blumenstein. Die Alp mit Beizli ist gut zugänglich. Simona Zbinden kann dabei auf die Unterstützung von ihrem Mann und der Familie zählen. Als Bauerntochter weiss die 25-jährige Sozialpädagogin zudem, worauf sie sich bei ihrem ersten Alpsommer eingelassen hat.
Unter anderem auf viel Arbeit. Tagwache ist spätestens um halb sechs Uhr morgens, der Arbeitstag zieht sich bis in den Abend. «Wichtig ist, dass ich das Käsen gelernt habe und mir da noch Routine hole», gibt sich Simona Zbinden Rechenschaft. 900 Kilo Milch pro Tag muss sie melken und sorgfältig verarbeiten. Denn der Alpkäse ist letztlich das Milchgeld der Bauern.
Ausgebrannte, überforderte Städter sind selten
Diese Biografie ist recht typisch für das bernische Älplermillieu, sagt Hanspeter Graf. Der Käsermeister ist Fachlehrer und Alpkäsereiberater am landwirtschaftlichen Inforama Berner Oberland in Hondrich ob Spiez.
Hanspeter Graf bildet jedes Jahr etwa 75 angehende Älplerinnen und Älpler aus und steht ihnen während der 100 Alptage mit Rat und Tat bei. Wer eine Alp bewirtschaftet, muss nämlich käsen können.
Und so weiss er: Der grosse Teil des Älpler-Nachwuchses steht mit beiden Beinen auf dem Boden, ist mit der Landwirtschaft vertraut und weiss um die Verantwortung, die der Alpbetrieb mit sich bringt. «Natürlich gibt es Leute, die sich die Sache idyllischer vorgestellt haben, mit dem Tagesablauf nicht zurecht kommen und scheitern. Aber sie sind selten.»
Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Konnten früher Älplerpaare eine Alp aus einer grossen Auswahl auswählen, bewerben sich heute auf eine Alp bis zu 30 Leute. Nun können die Bauern und Alpgenossenschaften ihre Hirten aussuchen.