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Interview mit Antoinette Weibel
Aus Regionaljournal Graubünden vom 04.06.2020. Bild: Keystone
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Arbeiten zu Zeiten von Corona «Homeoffice kann zu einer besseren Work-Life-Balance führen»

Nachdem der Bundesrat im Rahmen der Coronapandemie die ausserordentliche Lage erklärt hatte und verschiedene Verhaltensregeln erlassen hat, verlagerten viele Arbeitnehmende ihr Büro in die eigenen vier Wände. Homeoffice war in den vergangenen Wochen vielerorts ein Experiment. Antoinette Weibel, Professorin für Personalmanagement, erklärt im Interview, welche Folgen das Homeoffice für die Teamarbeit haben kann und wie sich die Arbeit von zu Hause aus idealerweise auf die Motivation der Arbeitnehmenden auswirkt.

Antoinette Weibel

Antoinette Weibel

Professorin für Personalmanagement

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Antoinette Weibel ist eine Schweizer Vertrauens- und Organisationsforscherin und Professorin für Personalmanagement an der Universität St. Gallen.

SRF News: Während der Coronakrise haben viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Hause im Homeoffice gearbeitet; es war diesbezüglich eine Flexibilisierung festzustellen. Hat dies den Arbeitgebenden oder Arbeitnehmenden genützt?

Antoinette Weibel: Sowohl den Arbeitgebern als auch den Arbeitnehmern. Home Office kann zu einer besseren Work-Life-Balance führen. Gleichzeitig kann es jedoch auch sein, dass die Grenzen zwischen Privatem und der Arbeit verwischen. Wenn Arbeitnehmende zu Hause ungestörter und konzentrierter arbeiten können, kann dies zu einer höheren Zufriedenheit und grösserer Produktivität führen. Viele haben jedoch gemerkt, dass sie im Homeoffice häufiger unterbrochen werden durch Kommunikationsmittel wie Zoom, Teams oder Skype.

Welche Folgen hat die veränderte Kommunikation unter Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen?

Es gibt Studien, die zeigen, dass die Teamproduktivität sinkt. Denn informelle Kontakte – beispielsweise am Kaffeeautomaten – finden im Homeoffice nicht mehr statt und fehlen. Führungskräfte müssen sich dessen bewusst sein und sollten sich überlegen, wie sie diesem Problem entgegenwirken können; beispielsweise durch einen virtuellen Apéro.

Gibt es Tätigkeiten, die sich besser oder weniger gut für das Homeoffice eignen?

Generell funktioniert es besser, wenn man nicht von anderen abhängig ist. Wenn man jedoch gemeinsam Sachen besprechen muss, ist Homeoffice weniger geeignet. Auch bei kreativer Arbeit ist es schwieriger, da der Austausch fehlt.

Homeoffice bedeutet für viele mehr Eigenverantwortung und neue Spielräume. Wie wirkt sich das auf die Motivation der Arbeitnehmenden aus?

Wenn man durch das Homeoffice mehr Spielräume schafft, ist das extrem positiv. Wenn Arbeitnehmende mehr Freiräume sehen und sich entfalten können, verbessert das den Eigenantrieb.

Kritiker monieren, dass im Homeoffice nicht kontrolliert werden kann, ob die Angestellten arbeiten. Möglich wäre dies über spezielle Softwaretools. Wozu führt eine solche Kontrolle?

Eine solche Kontrolle ist fatal. Die intrinsische Motivation wird dadurch völlig zerstört. Es wird Misstrauen signalisiert. Wenn es hingegen darum geht, dass vermehrt Sitzungen durchgeführt werden und Absprachen erfolgen, um vielleicht einmal etwas genauer hinzuschauen, dann ist das in Ordnung.

Hat die Coronakrise dazu geführt, dass Arbeitgeber ein anderes Bild von ihren Angestellten haben?

Zu Beginn dachte ich, dass dem so ist. Mittlerweile komme ich zum Schluss, dass einiges falsch gemacht wird. Es gibt Aussagen, dass mit dem Homeoffice Bürokosten oder langfristig sogar Arbeitsplätze gespart werden könnten. Es kommt noch darauf an, welche Lehren die Unternehmen aus der Situation ziehen. Ich bin noch nicht so sicher, dass es in eine positive Richtung geht.

Das Gespräch führte Valentina De Vos.

Regionaljournal Ostschweiz und Graubünden, 17:30 Uhr;

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