Die Stiftung Solodaris betreibt im Kanton Solothurn ein Wohnheim, Wohngruppen und Arbeitsplätze für Menschen mit psychischen Behinderungen. Sie bietet Betreuungsangebote für 450 Menschen an. Solodaris ist nach eigenen Angaben die zweitgrösste Sozialfirma im Kanton Solothurn. Ihre Geschichte reicht über 100 Jahre zurück. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums als Stiftung äussert sich Geschäftsführer Daniel Wermelinger zur Situation und der Zukunft der Solodaris.
SRF: Die Stiftung Solodaris beschäftigt rund 170 Angestellten und macht einen jährlichen Umsatz von 20 Millionen Franken – wer sind aber Ihre Auftraggeber?
Daniel Wermelinger: Unsere Haupt-Auftraggeber sind Sozialdienste, welche einen Wohn- und/oder Arbeitsplatz suchen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Dazu kommen Personen, die einen Klinikaufenthalt hinter sich haben. Viele haben chronische Krankheitsverläufe.
In den letzten Jahren ist Solodaris gewachsen. Heute gehören Werkstätten, Gastrobetriebe oder auch eine Gärtnerei dazu: Läuft das Konzept?
Das meiste funktioniert sehr gut. Vor allem die Aussenarbeitsplätze oder Wohngruppen, die wir aufgebaut haben. Das entspricht auch unserer Ausrichtung: Wir wollen vermehrt hinausgehen, in der Gesellschaft integrierter sein.
Unsere Vision ist, dass es unser grosses Wohnheim nicht mehr gibt.
Unsere Vision ist, dass es unser grosses Wohnheim nicht mehr gibt und sämtliche Wohnangebote in die Gemeinden integriert sind.
Also weg vom separierten, geschützten Arbeitsplatz, hin zur Arbeit in einem «normalen» Unternehmen?
Das ist unsere Leitlinie. Einige Personen brauchen aber die geschützten Plätze. Sie müssen im geschützten Rahmen zu sich finden und sich orientieren, eine Struktur erhalten, um danach einen Schritt weiter machen zu können – oder auch nicht. Wir haben nicht die Utopie, dass wir alle eins zu eins integrieren können.
Wenn jemand aber integriert ist und nicht mehr für Sie arbeitet, dann braucht es Solodaris nicht mehr. Stichwort Sozialindustrie: Einrichtungen mit Angeboten, von denen sie selber profitieren.
Das höre ich oft. Wenn wir aber jemanden im ersten Arbeitsmarkt platzieren können, dann machen wir das auch. Das ist das Ziel aller unserer Anstrengungen. Wir wollen die Leute nicht bei uns behalten.
Werkstätten sind in einem Dilemma.
Es gibt aber das Dilemma der Werkstätten: Wenn diese zu stark Unternehmer werden, dann vergessen sie ihren Auftrag. Unser Auftrag als geschützte Werkstatt ist es, sinnvolle und sinnstiftende Arbeit für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bereitzustellen. Und wenn sie das begleitet oder alleine im ersten Arbeitsmarkt können, dann ist unser Ziel erreicht.
Das Gespräch führte Bruno von Däniken.