Bei Ausgrabungen in Oensingen machte die Solothurner Kantonsarchäologie eine interessante Entdeckung: Im frühen Mittelalter lebten in der Region zwei Kulturen zusammen. Alemannen und Romanen waren sich nicht feindlich gesinnt, sondern lebten nahe zusammen. Oensingen sei «Kontaktzone zweier Kulturkreise» gewesen, so Grabungsleiter Fabio Tortoli. Diesen Schluss liessen Funde zu, die bei den Ausgrabungen gemacht wurden.
Bei Bauarbeiten waren 2016 Überreste einer römischen Villa zum Vorschein gekommen. In einem ersten Schritt wurden Teile der Villa ausgegraben. In einem zweiten Schritt wurden seit Juni die Grabungen auf dem 40 mal 60 Meter grossen ehemaligen Villengelände ausgeweitet. Weitere Teile der Villa wurden freigelegt. Dabei stiessen die Archäologen auf Überreste von Wandmalereien.
Alemannisches Schwert, romanische Schnalle
Weiter haben die Grabungen gezeigt, dass sich auf dem Areal der Villa im 7. Jahrhundert ein Friedhof befand. Die Archäologen stiessen auf mehrere Gräber. Dort seien Krieger und wohlhabende Personen begraben worden, so Fabio Tortoli. In einigen Gräbern sei man auf Grabbeigaben gestossen. In einem Frauengrab zum einen auf eine edle Gürtelschnalle aus Eisen, in einem Männergrab auf ein Kurzschwert.
Die Schnalle gehörte zur Tracht der Romanen, welche im Frühmittelalter westlich von Oensingen lebten. Das Schwert hingegen gehört zur Kultur der Alemannen, welche östlich von Oensingen zu finden war. In Oensingen hätten sich diese Kulturen getroffen und offenbar friedlich zusammen gelebt, so Tortoli.