«Vor 30 Jahren konnte man hier in Barrow im Sommer noch einzelne Eisschollen aus dem Norden Kanadas und Grönlands vorbeiziehen sehen», erzählt Hajo Eicken. Barrow liegt im Bundesstaat Alaska und ist die nördlichste Stadt der USA.
Heute sieht der Forscher aus Deutschland hier kein Eis mehr auf dem Wasser treiben: «Die Grenze zum Packeis liegt nun hunderte Kilometer nördlich von Barrow.»
Die Eisschmelze hat Folgen
Als das Eis noch bis an den Strand reichte, bot es Walrossen, Eisbären oder Seehunden eine Plattform zum Leben und Jagen. Die Menschen vor Ort schütze es vor Wetterextremen, dämpfte den Wellenschlag und verhinderte so die Erosion des Landes. «Das Eis diente den Menschen auch als Speisekammer», erzählt Eicken. Denn sie fanden dort im Sommer Tiere zum Jagen.
Doch die Lebensumstände der Einheimischen ändern sich nicht nur wegen des Klimawandels. In Barrow fördern die USA seit Jahrzehnten Öl. Das Eindringen von Grossprojekten und die damit verbundenen Veränderungen für die traditionelle Lebensweise der Menschen führten zu Spannungen, sagt Eicken.
Traditionelle und westliche Wirtschaftsformen verknüpfen
Doch sei es keine Frage von «entweder – oder». Die Menschen hätten erkannt, dass für die Zukunft beide Wege zusammen eingeschlagen werden müssten. Als Beispiel nennt der Forscher von der University of Alaska Fairbanks die Anstellung lokaler Arbeitskräfte durch die Ölfirmen. Dabei müssten die Arbeitszeiten aber ihren Traditionen angepasst werden, damit die Leute trotzdem noch jagen gehen könnten.
«Die arktischen Völker haben Modelle entwickelt, wie sie traditionelle und westliche Wirtschaftsformen verknüpfen können», sagt Eicken. «Das stimmt mich optimistisch.»