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Bild 1 von 2. Die russische Offshore-Bohrplattform «Priraslomnaja», die von Greenpeace attackiert wurde. Bildquelle: gazprom.
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Bild 2 von 2. Die Plattform im russischen Polarmeer kann nicht nur senkrecht nach unten, sondern auch horizontal bohren und so ihr Einzugsgebiet erweitern. Bildquelle: gazprom.
Boris Nikitin ist Professor der Russischen Universität und Spezialist für Öl-und Gasförderung. Angesichts des Energiehungers auf unserm Planeten ist es für ihn völlig selbstverständlich, Öl und Gas im arktischen Meer und dort aus dem Festlandsockel, dem Schelf, heraufzuholen:
«Es müssen jetzt neue Reserven erschlossen werden, im Schelf gibt es die. So ist die Dialektik des Lebens – an einem Ort erschöpfen sich die Vorräte, an einem andern tun sich uns neue Möglichkeiten auf. Und das arktische Festland, das Schelf, bietet uns eben sehr aussichtsreiche Möglichkeiten.»
«Die Vorräte in der Arktis sind riesig»
Im Moskauer Büro des Professors hängen zahlreiche Bilder von Bohrtürmen und Förderplattformen. Er habe sein Leben dem Öl-Abbau, der Gasförderung, der Arktis verschrieben. Seit mittlerweile vierzig Jahren. Die Vorräte in der Arktis seien riesig. «Und da liegen Milliarden Tonnen Öl. Dieses Öl und das Gas muss man einfach fördern», ist Nikitin überzeugt.
Auf der russischen Kontinentalplatte der Barentssee, im Schelf, vermute man 4,3 Billionen Kubikmeter Gas. Dort wolle man nun jährlich zwischen 60 und 150 Milliarden Kubikmeter fördern.
Bedenken wegen der speziell sensiblen Ökologie in der Arktis will der Professor nicht gelten lassen. Man habe alles im Griff, gehe keine Risiken ein. Auf den Unfall im Golf von Mexiko angesprochen meint er, dort seien technische Vorgaben missachtet worden, diese Katastrophe sei nur auf menschliches Versagen zurückzuführen.
Projekt Unterseeboot in der Pipeline
Russland, und die frühere Sowjetunion, gehörten nie zu den ökologischen Pionieren. Während der Sowjetära sind beispielsweise rücksichtslos Atomabfälle in die Barentssee gekippt worden. Für Nikitin gehören diese Vorkommnisse der Vergangenheit an, sie hätten mit dem heutigen Russland nichts zu tun.
Er kommt abermals ins Schwärmen: «Vielleicht werden wir uns in vier oder fünf Jahren an ein neues Projekt wagen. Und mit Unterseebooten neue Bohrmöglichkeiten austesten. Beinahe wie im Roman von Jules Verne.»
Man könnte dann unter der Eisschicht der Arktis mit den U-Booten nicht nur nach Öl, sondern nach fast allem bohren, nach Gold und allem Möglichen.
Arktis-Öl ist teuer
Jetzt aber wolle man von der Plattform «Priraslomnaja» aus mit der konkreten Ölförderung beginnen. Nikitin räumt zwar ein, dass die Ölförderung in der Arktis vergleichsweise aufwändig und teuer sei. Trotzdem werde man sich wegen des weltweiten Energiebedarfs mit guten Gewinnaussichten auf die Energieförderung dort konzentrieren. Bei den heutigen Preisen für Erdöl seien eben praktisch alle Förderprojekte rentabel – auch jene in der Arktis.
Zwar hat Professor Nikitin während des Interviews Bedenken wegen ökologischer und Unfallgefahren zur Seite zu schieben versucht. Umso überraschender war dann ein Geschenk, das er zum Abschluss des Gesprächs überreichte, ein goldgerahmtes Foto mit dem Blick auf eine brennende Ölplattform. Das Bild Bild stammt von einem Unfall im aserbaidschanischen Neftdashlari, der damals nur ganz schwer zu beheben war.