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«Armi Sieche!» Spezielle Einblicke in ein ehemaliges Siechenhaus

Im Frühling 2014 machten Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Aargau eine überraschende Entdeckung: Bei Ausgrabungen auf den Laufenburger Kraftwerkwiesen fanden sie einen spätmittelalterlichen Keller. Darin befanden sich über 4'000 Gegenstände, darunter viele intakte Keramikgefässe.

Mann bei Ausgrabungen
Legende: zvg / Kantonsarchäologie Aargau

Alles weist darauf hin, dass es sich beim Keller um das letzte Überbleibsel des spätmittelalterlichen Siechenhauses von Laufenburg handelt. Eine Auswahl der gefundenen Gegenstände präsentiert die Kantonsarchäologie nun im Vindonissa-Museum in Brugg.

Das Muesum von aussen
Legende: SRF / Beni Minder

In einer Vitrine werden die speziellsten Objekte des Fundes gezeigt. Viele Objekte sind, obwohl sie 500 bis 600 Jahre alt sind, noch ganz. «Das ist aussergewöhnlich, so viele ganze Töpfe findet man selten», erklärt Reto Bucher von der Aargauer Kantonsarchäologie.

Mann steht vor einer Vitrine
Legende: SRF / Beni Minder

Nebst vielen Töpfen und Schalen wurden auch Schröpfköpfe gefunden. Mit Hilfe der gefunden Gegenstände und dem Wissen, dass ein Weg in dieser Region «Siechenbifang» hiess, konnten die Archäologen schlussfolgern, dass es sich beim Fund wohl um den Keller des ehemaligen Laufenburger Siechenhauses handelt. In diesem haben im Spätmittelalter leprakranke Personen gelebt.

Alte Vasen in einer Vitrine
Legende: SRF / Beni Minder

Die Personen mussten sich ins Siechenhaus einkaufen. Zudem mussten sie Gebrauchsgegenstände, wie Bettwäsche oder Töpfe selber mitnehmen. Beim Tod der kranken Personen seien die persönlichen Gegenstände automatisch ans Siechenhaus gegangen. «Dies könnte erklären, warum wir so viele Töpfe gefunden haben», vermutet Reto Bucher.

Alte Vasen
Legende: SRF / Beni Minder

«Das Mittelalter ist mehr als nur Schlösser und Kloster, beispielsweise eben auch ein Siechenhaus», erklärt Reto Bucher sein Anliegen, der Bevölkerung die Geschichte der Siechenhäuser näher zu bringen. Damit die Töpfe und Schalen am Donnerstagabend an der Vernissage im besten Licht erscheinen, wurden sie noch feinst säuberlich geputzt und zurechtgerückt.

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