So etwas geschieht selten. Vor einem halben Jahr räumte der Kanton Thurgau eine seiner Liegenschaften wegen einer möglichen Asbestgefährdung. Über 70 Angestellte mussten zügeln. Das Gesundheitsrisiko sei «relativ gering», hiess es einige Wochen später. Man habe das Haus vorsorglich geräumt.
Nigelnagelneue Kleider landen in der Entsorgung
Konsequenzen hatte der Asbest-Fund für ein Kleidergeschäft im Parterre. Alle Kleider des auf Sportbekleidung spezialisierten Geschäfts wurden wegen des Asbestsproblems entsorgt.
Das schreibt auf Anfrage des «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF die Besitzerin des Gebäudes, die Versicherung AXA Winterthur:
«Die ehemalige Ladenbesitzerin und die AXA haben damals gemeinsam vereinbart, dass die Kleider gegen eine Entschädigung entsorgt werden. Über die Höhe der Entschädigung erteilen wir keine Auskunft.»
«Das geht nicht mit einem Industriestaubsauger»
Bereits im März hatte die Thurgauer Zeitung berichtet, dass auch das Depot des Historischen Museums im Keller betroffen ist. Bei Stichproben wurden auf Objekten Asbestfasern festgestellt. Auf 1000 Quadratmetern sind rund 30'000 Objekte eingelagert.
Die müssten nun gereinigt werden müssten, erklärt Kantonsbaumeister Erol Doguoglu. «Das geht nicht mit einem Industriestaubsauger, weil die Bilder oder Textilien kaputt gehen könnten». Hinzu komme die schiere Menge an Objekten. Es sei nicht möglich, alle Stücke zuerst auf Asbestfasern zu testen. Man habe sich deshalb entschieden, «eigentlich jedes Objekt zu reinigen».
Kosten über eine Million Franken sind möglich
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit Asbestspezialisten, Restauratoren, Vertretern von Hochbauamt, Museum und Hausbesitzerin erarbeite jetzt ein Konzept, sagt Doguoglu. Eine Herkulesaufgabe, wie der Kantonsbaumeister bestätigt. Im Moment sei schwierig abzuschätzen, wie viel die Reinigung der Exponate koste: «Die Kosten dürften im sechs- bis siebenstelligen Bereich liegen», doch das sei eine Spekulation.
Damit könnte die Putzaktion alleine im Depot des Historischen Museums über eine Million Franken kosten. Bis im Herbst will das Thurgauer Hochbauamt ein Konzept haben. Das Amt geht davon aus, dass die Hausbesitzerin und damit die AXA Winterthur die Kosten übernimmt.