Es ist erst die zweite Saison, in der Bobpilot Simon Friedli die Steuerseile selbst in den Händen hält. Als Anschieber gewann er 2016 zusammen mit Rico Peter WM-Bronze und fuhr im Weltcup vorne mit. Nun will er als Pilot an diese Erfolge anknüpfen. Der Gewinn der EM-Silbermedaille und der siebte Platz an der Weltmeisterschaft zeigen: Simon Friedli ist auf gutem Weg.
SRF News: Gegen Ende der Saison gewannen Sie an den Europameisterschaften zusammen mit Ihrem Anschieber Gregory Jones die Silbermedaille. An den Weltmeisterschaften fuhren Sie auf den siebten Platz. Wie wichtig sind diese Erfolgserlebnisse für Sie?
Simon Friedli: Weil es erst unsere zweite Saison ist, finde ich es schon sehr schön, dass wir bereits jetzt solche Erfahrungen sammeln konnten und das Gelernte aus dem Training gleich umsetzen konnten. Es ist wirklich cool, dass wir schon mit den Besten mithalten können. Das motiviert uns auch für die Zukunft.
Sie wissen, was es heisst, vorne mitzufahren. Mit Rico Peter waren Sie international sehr erfolgreich. Als Pilot mussten Sie bis vor Kurzem noch im Europacup starten, sozusagen der Liga B des Bobsportes. Ärgert Sie das ein bisschen?
Nein. Im Europacup kann man fast doppelt so viele Rennen fahren als im Weltcup. Das hilft, um Erfahrungen zu sammeln.
Als Neulinge konnten wir sehr viel vom Europacup profitieren.
Wir als Neulinge konnten deshalb sehr viel vom Europacup profitieren. Nächste Saison wollen wir dann aber sicher alle Rennen im Weltcup fahren.
Bobfahren ist nur Ihr Nebenberuf. Sie arbeiten auch noch als Koch. Was ist bei dieser Doppelbelastung die grösste Herausforderung?
Den inneren Schweinehund zu überwinden ist am schwierigsten. Nach dem Arbeiten noch ins Training gehen ist manchmal hart. Dank den Erfolgen fällt mir das aber leichter. Ausserdem ist die Zusammenarbeit mit meinem Arbeitgeber sehr gut. Er gibt mir viel Flexibilität.
Es ist aber nicht nur das Training und die Reisen. Auch der finanzielle Aufwand ist gross.
Das ist so. Ich mache alles selber. Im Sommer organisiere ich jeweils alles Geld für die Saison, damit es sicher reicht. Ausserdem muss ich im Sommer auch noch meine Anschieber zusammensuchen, sodass ich weiss, dass ich ein starkes Team habe.
Wie lange wollen oder können Sie das denn noch durchhalten?
Bis jetzt habe ich mir das noch nicht überlegt. Bis jetzt habe ich noch Spass daran. Und ich glaube, das ist das Wichtigste. Sonst wird es schwierig, schliesslich ist es eigentlich immer ein Minusgeschäft in diesem Sport. Bis Olympia 2022 möchte ich aber sicher noch dabeibleiben. Das ist das grosse Ziel.
Das Gespräch führte Antoinette Gloor.