Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge und Studentinnen: Tausende gingen 2019 auf die Strasse. Der Höhepunkt der Klimabewegung in der Schweiz war der 28. September, als in Bern zehntausende Menschen für mehr Klimaschutz demonstrierten.
Kerim Klenja aus Münsingen half, die verschiedenen Aktionen und die Grossdemo zu organisieren. Trotz grossem Engagement und zeitweiliger Überforderung will er sich auch im neuen Jahr fürs Klima einsetzten.
SRF News: Sie haben 2019 entschieden, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Weshalb?
Kerim Klenja: Schon als kleines Kind habe ich mich fürs Thema interessiert. Doch damals gab es noch keine vergleichbare Bewegung und das Thema rückte für mich in den Hintergrund. Letztes Jahr ging ich dann an die eine oder andere Demo. Mir wurde bewusst, dass ich bei der Bewegung dabei sein will.
Das Klima war das Thema im 2019. Haben Sie damit gerechnet?
Nein, am Anfang nicht. Zuerst konnte man meinen, es sei ein Hype. Doch mit der Zeit merkte man, dass das Klima die Diskussionen beherrschen wird. Mittlerweile ist die Klimaerwärmung Dauerthema und unsere Bewegung omnipräsent.
Was bedeute das für Sie?
Das ist natürlich schön. Denn das ist der erste Schritt zu einem Wandel. Doch es passiert noch zu wenig und es wird noch zu wenig unternommen. Unsere Sorge ist, wie wir noch mehr Menschen erreichen können.
Ende September kam es in Bern zu einer grossen Demonstration. Das Thema ist ein Dauerbrenner. Und dennoch – so zeigte auch die UNO-Klimakonferenz in Madrid – tut sich die Weltgemeinschaft schwer mit dem Klimaschutz. Setzt bei Ihnen nach der Euphorie nun die Ernüchterung ein?
Ernüchterung würde ich das nicht nennen. Wir haben fürs neue Jahr viele Ziele.
Kann man von einem Kater sprechen?
Ja, von einem kurzen Kater schon. Es ist viel passiert im 2019. Wir sind psychisch und physisch an unsere Grenzen gestossen. Doch wir sind alle noch immer motiviert. Der Klimawandel wartet nicht.
Was meinen Sie genau, wenn sie davon sprechen, dass Sie an Grenzen gestossen sind?
Wir arbeiteten manchmal Tag und Nacht, rannten von Sitzung zu Sitzung, koordinierten und gaben Interviews. Viele von uns machten das neben ihrer Arbeit, der Schule oder dem Studium.
Ich habe 80 Prozent gearbeitet und daneben jede freie Minute in die Organisation der Klimastreiks gesteckt.
Ich habe zum Beispiel 80 Prozent gearbeitet und daneben jede freie Minute in die Organisation der Klimastreiks gesteckt. Ich übernachtete sogar in den Sitzungsräumen.
Hatten Sie manchmal genug?
Ja. Nach der grossen Demonstration im September reiste ich zwei Monate durch Europa – mit dem Zug natürlich. So konnte ich etwas abschalten. Nach der Rückkehr war klar, dass ich künftig einen nachhaltigeren Aktivismus betreiben will, also mich weniger verausgabe. Trotzdem werde ich 2020 weitermachen und helfen, den grossen Klimastreik im Mai zu organisieren.
Das Gespräch führte Thomas Pressmann.