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Ausbildung Kinderbetreuerin Besuch in Kita: Praktikantin als billige Arbeitskraft?

Ein Besuch in einer Oltner Kita zeigt: Ohne Praktikantinnen geht es kaum. Ist dafür ein Lohn von 800 Franken gerecht?

Das ist die aktuelle Situation: Die externe Familienbetreuung ist bei Eltern gefragt. Aber auch bei Jugendlichen, die gerne Fachfrau Betreuung EFZ lernen möchten. So einfach geht das aber meist nicht. Zuerst müssen sie sich für ein Praktikum verpflichten, mit Hoffnung auf die Lehrstelle. Eine Garantie gibt es nicht in jedem Fall.

Im Kanton Solothurn gibt es 65 bewilligte Kindertagesstätten (Kitas). Im Aargau sind es fast 180. Momentan gibt es alleine im Solothurnischen fast 70 Praktikumsstellen, aber im Schnitt nur 30 neue Lehrstellen pro Jahr. Man ahnt es: Hier gehen junge Leute nach dem Praktikum leer aus.

Kinderkrippe Hagmatt
Legende: Christiane Büchli/SRF

Das sind die Fragezeichen: Der Andrang auf die Lehrstellen als Kinderbetreuerin ist gross. Ein Kritikpunkt sind national die zum Teil tiefen Löhne der Praktikantinnen. Sie verdienen nach den Richtlinien des nationalen Verbandes um die 800 Franken monatlich, an gewissen Orten ist es sogar deutlich weniger. Die Praktikantinnen leisten aber oft viel mehr als Hilfsarbeiten. Sie sind aus dem Kita-Alltag kaum wegzudenken.

Entscheid des Solothurner Parlaments

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Ein Vorstoss, der die Praktikumsdauer von Kita-Praktikantinnen verkürzen wollte, hatte am Mittwoch im Kantonsrat keine Chance. Mit 59 zu 29 Stimmen wurde er abgelehnt. Das Parlament war sich aber einig: Es gibt Missstände in den Kitas, es besteht Handlungsbedarf. Die Regierung habe diesen aber erkannt und wolle Kitas strenger kontrollieren lassen.

Regierungsrätin Brigit Wyss hat im Parlament erste Resultate der verstärkten Kontrollen präsentiert. Es habe in den Kitas mehrere Lohnunterbietungen gegeben, sowohl bei Praktikantinnen als auch beim Fachpersonal. Die Betriebe würden gemahnt, das Gespräch gesucht. Man wolle überall noch genauer hinsehen.

Die Frage ist, wann werden sie ausgenutzt? Wann profitiert vor allem eine Kita, wann auch die Lernenden? Wäre die Kinderbetreuung, ohne Praktikanten, kaum bezahlbar? Braucht es also mehr Subventionen? Was kann die Politik tun, um die Praktikantinnen zu schützen?

Kinder
Legende: Christiane Büchli/SRF

Besuch vor Ort zeigt: Die Oltner Kinderkrippe Hagmatt liegt mitten in der Stadt. Seit den 60er-Jahren gibt es den Trägerverein bereits. Das Haus in der Nähe der Firma SIX wird seit 15 Jahren für die Kinderbetreuung genutzt. 18 Betreuungsplätze stehen zur Verfügung. Zwei Leiterinnen, zwei Miterzieherinnen, zwei Lernende, zwei Praktikantinnen und am Mittag eine Köchin arbeiten dort.

«Wenn jemand relativ jung, mit 15 Jahren, den Beruf als Fachfrau Kinderbetreuung anstrebt, ist ein Praktikum eine gute Lebensschulung. Die Jugendlichen lernen die Basics, werden reifer und gehen selbstbewusster in die Lehre», weiss Larissa Schneider, Leiterin der Kinderkrippe Hagmatt, aus Erfahrung. «Wenn man es richtig macht, die Praktikantinnen begleitet, ihnen Aufgaben gibt, Qualigespräche durchführt, dann werden sie nicht ausgenutzt», so Schneider weiter.

Leiterin
Legende: Krippenleiterin Larissa Schneider. Christiane Büchli/SRF

Ihre Krippe bietet zwei Praktikumsplätze aber nur eine Lehrstelle pro Jahr an. Man bereite die Praktikantinnen von Anfang an darauf vor und habe bisher jede einzelne für eine Lehre unterbringen können, sagt Schneider.

Auch Praktikantin Rahel Felber schätzt, dass sie ein Jahr lang alles kennenlernen und lernen kann, sagt sie. Sie fühle sich nicht ausgenutzt und gut betreut. Der Lohn stimme, für eine 15-Jährige.

Portrait
Legende: Praktikantin Rahel Felber. Christiane Büchli/SRF

Krippenleiterin Schneider wünscht sich gleiche Regeln für alle Krippen und Kitas. Die Kinderkrippe Hagmatt in Olten ist Mitglied des nationalen Verbandes. Dieser gibt Leitlinien heraus, aber keine verbindlichen Vorgaben. Hier sind auch Mindestlöhne festgelegt.

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