Philipp Etter wird 1891 in Menzingen geboren. 1917 schafft er für die Konservative Volkspartei – die Vorläuferin der CVP – den Sprung in den Zuger Kantonsrat. 1923 wird er Regierungsrat, 1930 Ständerat. 1934 wählt ihn die Vereinigte Bundesversammlung mit 42 Jahren überraschend in den Bundesrat.
Der katholisch-konservative Zuger hat ein Vierteljahrhundert lang die Schweizer Politik geprägt. Bis zu seinem Rücktritt 1958 leitet er das Eidgenössische Innendepartement. «Etternell» wird er am Ende seiner Karriere genannt – der «Ewige». Als Etter zurücktritt, hat er insgesamt 23 Regierungskollegen erlebt.
Die Ausstellung im Staatsarchiv Zug basiert auf der Dissertation von Thomas Zaugg über Philipp Etter. Der Historiker aus Zürich hat den privaten Nachlass Etters gesichtet und aufgearbeitet. Ein erheblicher Teil stammt dabei aus bisher unveröffentlichten Briefen und Notizen aus Philipp Etters. Die Ausstellung dauert bis zum 23. April 2020.
Etter und der Zweite Weltkrieg: Etter erlebt die wirtschaftliche Krise der 1930er-Jahre und den Zweiten Weltkrieg. Er zeichnet sich verantwortlich für die «geistige Landesverteidigung», die sich gegen die äussere Bedrohung insbesondere durch Hitler-Deutschland richtet, schreibt das Zuger Staatsarchiv in seiner Broschüre zur Ausstellung. Seine Rolle im zweiten Weltkrieg wurde vielfach kritisiert. Ihm wird immer wieder vorgeworfen, sich zu wenig gegen den Nationalsozialismus abgegrenzt zu haben. Tatsächlich sieht sich Etter nach deutschem Druck auf die freie und gegen Hitler anschreibende Schweizer Presse genötigt, ein «Presse-Amt» vorzuschlagen – zur besseren Kontrolle der eigenen Medien.
Etter und die Sozialpolitik: Nach 1945 macht sich Philipp Etter vermehrt für eine staatliche Sozialpolitik stark. 1947 unterstützt er die Einführung der AHV mit wichtigen Reden vor innerschweizerischem und katholischem Publikum, das dem wachsenden Staatseinfluss kritisch gegenübersteht. 1955 wird Etters Departement dem Bundesamt für Sozialversicherung angegliedert, welches bis 1959 die IV ausarbeitet.
Etter und die Zauberformel: Philipp Etter wartet lange, bis er als Bundesrat zurücktritt. Er macht dies 1959, als drei weitere Bundesräte aufhören wollen. Es heisst, dass er dies bewusst tat, um den Weg frei für eine neue Sitzverteilung im Bundesrat zu machen. 1959 gilt als Geburtsstunde der Zauberformel: Zwei Sozialdemokraten schaffen es in den Bundesrat. Bis 2003 ist der Bundesrat nach der Formel 2-2-2-1 zusammengesetzt: Zwei FDP, zwei CVP, zwei SP und ein SVP.