Das beste kommt zum Schluss. Wie Aufziehpuppen stolpern die Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne. Die sonst so strengen Chignons sind arg zerzaust, die Gesichter weiss gepudert, und aus den Lautsprechern tönt Mozart. Einen «völligen Quatsch» nennt Jiří Kyliàn die sechs Tänze von Wolfgang Amadeus Mozart. Und völligen Quatsch lässt er seine Tänzer dazu machen.
Es gibt wenige Choreografen, die es wagen, etwas Lustiges auf die Bühne zu bringen. Der 72 Jahre alte Jiří Kyliàn gehört zu ihnen. Zum Glück. Denn dieses witzige Mozart-Schmankerl setzt einen luftig leichten Schlusspunkt hinter einen dichten Ballettabend.
Von der Magie des Anfangs und Alpträumen
Am Anfang ist der Vorhang offen und man sieht den Tänzerinnen und Tänzern beim Aufwärmen zu. Ein spezieller Auftakt zu einer speziellen Choreografie. «Bella Figura» ist eine betörend schöne Reise durch Zeit, Licht und Raum.
Und ganz anders als das nächste Stück «Stepping Stones». Gnadenlos dröhnt die Musik von John Cage aus den Lautsprechern. Und fast so mechanisch bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer. Virtuos und perfekt ist das, aber wenig berührend.
Umso ergreifender ist dann die vierte Arbeit von Jiří Kyliàn: «Sweet Dreams» zu Musik von Anton Webern. Der Komponist verarbeitet darin den Tod seiner Mutter. Der Choreograf Kylian nimmt diese tiefe Trauer auf, lässt aber auch immer wieder seltsam humorvolle Blitze aufleuchten. Da hängen Tänzer völlig schief an der Wand, oder grasgrüne Äpfel prasseln auf die Bühne.
Fast zweieinhalb Stunden dauert der Ballettabend «Bella Figura». Und er zeigt nicht nur, wie vielseitig das Werk von Jiří Kylian ist. Er zeigt vor allem auch, wie unglaublich vielseitig und virtuos die Tänzerinnen und Tänzer des Zürcher Opernhauses sind.