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Basel Baselland Basel zieht einen Strich auf dem Strich

Die Behörden reagieren auf Reklamationen der Anwohner im Kleinbasler Rotlichtviertel. Seit Montagmorgen ist die sogenannte Toleranzzone, in der Prostituierte anschaffen dürfen, auf dem Trottoir farblich markiert.

Trottoirmarkierungen sollen die Kleinbasler Strassenprostitution in geordneten Bahnen halten. Die Behörden reagieren damit auf den rascheren Wechsel unter den Frauen. Laut Sicherheitsdirektor Baschi Dürr ist der kleine Schritt Teil eines pragmatischen Vorgehens im Milieu.

Solche kleinen Massnahmen würden zwar entstehende Probleme rund ums Rotlicht-Milieu nicht lösen, sagte Dürr am Montag vor den Medien. Man erhoffe sich jedoch, auf diesem Weg immer wieder gewisse Verbesserungen zu erzielen.

Gestrichelte grüne Linien und ein Logo markieren neu die Grenzen der Toleranzzone, innerhalb der die Strassenprostituierten Kunden ansprechen dürfen. Das Logo zeigt stilisiert eine an eine Laterne angelehnte Frau. Die Markierungen sollen den Sexarbeiterinnen das Beachten der Zone und der Polizei die Kontrolle erleichtern.

Unmut bei den Anwohnern

Angeregt wurden die Markierungen laut den Behörden aus der Bevölkerung. Denn mit dem zusehends rascheren Wechsel der Prostituierten waren auch immer mehr ortsunkundige Frauen im Kleinbasel aktiv. Das Nicht-Einhalten der Toleranzzone hatte bei Anwohnern Unmut ausgelöst.

Die Behörden schätzen die Zahl der Sexarbeiterinnen in Basel-Stadt pro Tag auf rund 800. Nur 30 bis 50 von ihnen - etwa fünf Prozent - arbeiten auf der Strasse, die anderen in Salons, Bordellen, Kontaktbars oder im Escort-Bereich. Trotzdem hat die Polizei bis Anfang Juni innert eines Jahres 120 Frauen verzeigt, die auf Strassen ausserhalb der Toleranzzone auf Kundenfang gegangen waren.

Symbolpolitik?

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen aus dem Quartier: «Diese Markierungen sind lächerlich. Die lösen kein Problem», sagt Thomas Rutishauser, der an der Ochsengasse eine Liegenschaft besitzt. Diese Massnahmen seien reine Symbolpolitik. Einige Bewohner wünschen sich darum einen grundsätzlichen Wandel im Quartier. Eine Durchmischung sei wichtig, sagt der Hausbesitzer.

Mit einem Wechsel in seinem Haus macht er gleich den ersten Schritt dafür: Das Erdgeschoss vermietet er neuerdings an neue Restaurantbetreiber, die eine moderne «Beiz» eröffneten. Damit möchten die Bewohner auch ein anderes Publikum ins Quartier locken. «Wir glauben, dass es eine Aufwertung braucht», sagt dazu ein anderer Anwohner. Denn eigentlich sei das Kleinbasel bei jungen Menschen beliebt.

Rascher Wechsel aus Osteuropa

Zu den derzeitigen Herausforderungen gehöre die hohe Fluktuation von Prostituierten vorwiegend aus den osteuropäischen EU-Ländern, hiess es an der Medienkonferenz. Insgesamt dürften etwa 3300 Frauen im Basler Milieu aktiv sein. Von ihnen hatten sich im vergangenen Jahr über 2000 beim Amt für Wirtschaft und Arbeit gemeldet. Die gemeldeten Frauen können bis zu 90 Tage in der Schweiz arbeiten. Mit 46 Prozent kam die grösste Gruppe aus Ungarn, gefolgt von Deutschland und Spanien.

(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)

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