Gemeindeverwalter Fritz Kammermann griff zu einer ungewöhnlichen Methode: Er macht in einem Informationsblatt der Gemeinde Werbung für das Kabelnetz der Gemeinde, listet dessen Vorteile auf und rät, man solle sich einen Wechsel zu Swisscom TV gut überlegen.
In der Mitteilung, die sich an die Bewohner der Gemeinde richtet, heisst es: «Das kommunale Netz von Hölstein wurde mit grossem Investitionsaufwand erstellt und erst vor kurzem nachhaltig erneuert.Jeder neu plombierte Anschluss bedeutet somit eine Verringerung der Gebühren zahlenden Antennenkunden der Gemeinde.»
Gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF betont Kammermann, man wolle nicht in den Markt eingreifen. «Wir vertreten nur unsere eigenen Interessen». Im letzten Jahr hätten 30 Haushalte ihren Kabelanschluss plombieren lassen - im ersten Halbjahr 2013 waren es rund 15. Diese Abgänge seien zwar noch nicht Existenz bedrohend für das Kabelnetz der Gemeinde. Kammermann mahnt jedoch: «Wenn das so weiter geht, werden wir die Gebühren erhöhen müssen.»
Swisscom: «Kein idealer Weg»
Bei der Swisscom hat man derweil keine Freude an der Werbebotschaft der Gemeinde Hölstein. «Dass sich eine Gemeinde für solche Marketingzwecke einspannen lässt, ist mir neu», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk. Mit Kritik hält sich die Swisscom zurück, Merk spricht von einem «nicht idealen Weg», den die Gemeinde Hölstein einschlägt.
Weil die Zahl der klassischen Festnetz-Telefonie immer mehr zurück geht, versuchen die Telekom-Anbieter Kunden mit Angeboten wie Swisscom TV an sich zu binden oder neue zu gewinnen. Swisscom hat im ersten Halbjahr 2013 gegenüber der Vorjahresperiode die Zahl der TV-Kunden um 30 Prozent steigern können, auch dank Kunden, die von Gemeinde-TV-Netzen umgestiegen sind.