Viele Gemeinden haben in der Hochkonjunktur der 1970er-Jahre Hallenbäder gebaut, um der Bevölkerung eine attraktive Infrastruktur zu bieten. Das gilt auch für den Kanton Baselland. Mittlerweile sind die Hallenbäder aus den Boom-Jahren für viele Gemeinden jedoch zur Hypothek geworden. Der Grund: Sie sind hochdefizitär. Das fiel lange Zeit nicht ins Gewicht, weil es den Baselbieter Gemeinden gut ging. Nun sind die Finanzen jedoch vielerorts knapp - und das bringt die Hallenbäder ins Strudeln.
In Oberwil beispielsweise muss der Gemeinderat prüfen, ob man das Hallenbad privatisieren könnte. Diesen Auftrag erteilte ihm die Gemeindeversammlung. Rund eine halbe Million Franken im Jahr kostet das Hallenbad die Gemeinde. Gemeindepräsidentin Lotti Stokar glaubt jedoch nicht daran, dass ein privater Investor das Hallenbad übernimmt: «Ich finde das keinen zielführenden Vorschlag.»
Hallenbäder sind defizitär - fast überall in der Schweiz
Die Zweifel der Gemeindepräsidentin sind berechtigt. Es dürfte ein aussichtloses Unterfangen sein, das Hallenbad privatisieren zu wollen. Eine Studie der Hochschule Luzern hat herausgefunden, dass ein Schweizer Hallenbad durchschnittlich bloss 30 bis 50 Prozent seiner Betriebskosten decken kann.
Dies weiss auch Binningens Gemeindepräsident Mike Keller. Weil aber in Binningens Gemeindekasse wie in Oberwil ein Loch klafft, schlug der Gemeinderat vor einem Jahr vor, das Hallenbad zu schliessen. «Das hat heftigen Protest ausgelöst», erinnert sich Mike Keller. Die Gemeinde beschloss, dass man lieber die Steuern erhöht, als das Hallenbad schliesst. Und ganz ähnlich lief es in einer dritten Baselbieter Gemeinde ab, in Birsfelden. Auch dort verzichtete der Gemeinderat auf die angedachte Schliessung des Hallenbads.
Anlagen sind sanierungsbedürftig
Das Problem der defizitären Hallenbäder ist damit jedoch nicht gelöst. Zumal viele Anlagen aus den 70er-Jahren saniert werden müssten. In Binningen fehle dafür aber das Geld, macht Mike Keller deutlich. Die Frage stellt sich daher, ob die Hallenbäder früher oder später nicht doch schliessen müssen, weil die Gemeinden unter anderem wegen der steigenden Sozial- und Pflegekosten immer weniger Geld haben.
Die prekäre Situation der Hallenbäder beschäftigt auch den Kanton. Thomas Beugger, Leiter des Baselbieter Sportamts, sagt: «Wir schauen mit grossem Interesse der Entwicklung zu, zumal wir wissen, dass es eher zu wenig Wasserflächen gibt in der Region.» An den Betriebskosten der Hallenbäder könne sich der Kanton jedoch nicht beteiligen. «Das wäre ein Fass ohne Boden», weiss Thomas Beugger. Kantonale Gelder gibt es nur an die Sanierung von Sportanlagen.
Eine mögliche Lösung, um langfristig die Schliessung von Hallenbädern zu verhindern, könnte sein, dass mehrere Gemeinden gemeinsam ein Hallenbad betreiben. Mit regionalen Lösungen könnte man die Standortgemeinden finanziell entlasten. Ein Beispiel dafür ist das Hallen- und Freibad in Liestal.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)