Ein Vorhang aus silbernen dünnen Ketten verschleiert das Geschehen auf der Bühne. In den Ketten spiegeln sich die Lichter der Scheinwerfer, hinter dem Vorhang schwebt Prinzessin Aurora. Als würde sie von unsichtbaren Händen getragen, hängt sie bewusstlos in der Dunkelheit.
Vor dem silbernen Vorhang steht Prinz Désiré. Er streckt seine Hände nach Aurora aus und beginnt zu rennen. Er rennt und rennt, ohne vorwärts zu kommen. Unter seinen Füssen spult ein Laufband.
Untermalt wird diese Eröffnungsszene von düsteren Klängen von Philip Glass. Es ist Filmmusik des Hollywood-Streifens «Cassandra's dream». Träume, genau darum geht es dem Choreografen Alejandro Cerrudo. Er zeigt «sleeping beauty» nicht als lineares Handlungsballett, sondern nimmt das Publikum mit in eine abstrakte Traumwelt.
Die Inszenierung überzeugt mit athletischem und technisch einwandfrei ausgeführtem Tanz, packender Musik und eindrücklichen Licht- und Bühnenbildern. Dennoch verliert der Ballettabend über Strecken an Spannung und man fühlt sich als Zuschauerin und Zuschauer etwas alleine gelassen in der abstrakten Traumwelt. Man hofft, Aurora möge bald aus den düsteren und wirren Träumen aufwachen.
Als es soweit ist und Aurora wieder erwacht, finden sie und Prinz Désiré zueinander. Der Abend endet mit einem innigen Pas-de-Deux - «sleeping beauty» ganz ohne Romantik, das geht eben doch nicht - egal wie modern die Inszenierung.
(Regionaljournal Basel, 12.03 Uhr)