Auf dem Areal des ehemaligen Gefängnisses Schällemätteli im Basler St.-Johann-Quartier entsteht in den nächsten Jahren ein moderner Universitätscampus für Naturwissenschaftler, die dort gemeinsam forschen sollen. Dieser Campus nimmt allmählich Formen an: Diese Woche wurde bekannt, wie das neue Forschungszentrum der ETH aussehen soll. Bereits im Bau befindet sich das neue Biozentrum.
Aber nicht auf dem ganzen Schällemätteli-Areal geht es derart schnell vorwärts. Die Chemiker und Physiker der Universität Basel warten noch immer auf konkrete Pläne für ein neues Forschungsgebäude. Und dies sorgt für Probleme. Die Departemente platzen nämlich aus allen Nähten. Sie haben in den vergangenen Jahren derart erfolgreich gearbeitet, dass sie immer wieder Drittmittel zugesprochen erhalten haben - vom Bund, von der Europäischen Union und von Stiftungen.
Mit diesen zusätzlichen Forschungsgeldern sind die Departemente Chemie und Physik derart gewachsen, dass mittlerweile Platznot herrscht. Diese ist so gross, dass die Universität Basel heute teilweise sogar Drittmittel ablehnen muss. «Aufgrund unserer räumlichen Engpässe können wir beispielsweise einzelne Förderprofessuren des Schweizerischen Nationalfonds nicht mehr annehmen, weil wir die Leute nicht unterbringen können», sagt der Verwaltungsdirektor der Uni Basel, Christoph Tschumi, gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF. «Ich finde dies schade, weil Basel auf diese Weise Fördermittel des Bundes verloren gehen.»
Regierung muss entscheiden
Die Uni Basel hat deshalb schon seit längerer Zeit den Wunsch formuliert, dass auch Physik und Chemie ein neues Forschungszentrum erhalten. Die Notwendigkeit zusätzlicher Räumlichkeiten anerkennt auch die Basler Regierung. Dennoch ist es bislang mit diesen Neubauplänen - im Gegensatz zum ETH-Gebäude und dem Biozentrum - noch nicht richtig vorwärts gegangen.
Der Grund: Zwei Gebäude müssten abgerissen werden, die der Bund in seinem Inventar der schützenswerten Ortsbilder als erhaltenswert einstuft. Darüber, ob diese Einschätzung des Bundes für die Kantone bindend ist, streiten sich die Experten. Der Kanton Basel-Stadt fasst sie bloss als Empfehlung auf, anders sieht das der Basler Heimatschutz. Er verfasste deshalb vor zwei Jahren eine Einsprache, als der Kanton in einem Bebauungsplan den Abriss der zwei Chemie-Gebäude vorsah. Seither ruht die Planung des Kantons.
Dieses Jahr sollen Pläne konkreter werden
Kantonsbaumeister Fritz Schumacher, der Ende Jahr in Pension geht, möchte jedoch als eine seiner letzten Amtshandlungen einen entsprechenden Bebauungsplan ausarbeiten. Bevor es so weit ist, muss aber noch die Denkmalpflege entscheiden, ob die zwei umstrittenen Gebäude schützenswert sind oder nicht.
Sicher ist aber: Die Universität Basel kann nicht warten, bis auf dem Schällemätteli die Bagger auffahren. Sie sucht nach Zwischenlösungen und mietet derzeit extern Labors an, um möglichst vielen Chemikern und Physikern einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen zu können.